Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW 49 | 02.12. bis 08.12.2013

Fanfare

Artist: 
Jonathan Wilson
Erschienen: 
17.10.2013
Label: 
Pias Coop/Bella Union (rough trade)

Als Jonathan Wilson im Jahre 1974 geboren wurde, hatten Künstler, auf die er sich hauptsächlich bezieht, ihren Zenit schon fast überschritten. Seine Helden sind Americana-Pioniere wie zum Beispiel David Crosby, Graham Nash oder Jackson Browne. Jetzt spielen genau diese auch auf “Fanfare” mit. Das muss einem Musiker ja fast vorkommen wie ein Traum mit dem Unterschied dass man hellwach ist.

Man hört aber auch Einflüsse von Pink Floyd oder den Beach Boys heraus, wenn er die psychedelischen Momente zelebriert beziehungsweise mit Zuckerwatte-Pop um sich schmeißt. Jonathan Wilson ist schon einer der unbekannteren vielseitigsten Musiker unserer Zeit. Ja eben unbekannt und er wird es wohl auch bleiben, denn seine Musik ist fast zu gut damit ihm Ruhm und Ehre gebührt.

“Fanfare” ist eine Ansammlung von erstklassigen Songwriting-Titeln im Einklang mit den großen Traditionen des amerikanischen Psychedelic-Rock und seidigen Harmonien. Lange Gitarrresoli kreiern eine fragile Stimmung, nur um von einem kreischenden Saxophon erschüttert zu werden, wie eben beim Titelsong des Albums.

“Dear Friend” ist gefüllt mit einschmeichelnden Beach Boys-Harmonien und plötzlich entschwebt der Song, getrieben durch intuitive Gitarrenimprovisationen. Pink Floyd trifft hier auf Grateful Dead. Handfester wird es dann mit dem Country-Rock-Song „Love To Love“. Hier zitiert Jonathan Wilson seine Schützlinge, die kalifornischen Dawes. Als Produzent dieser Band hat er gezeigt, dass er genau weiß, wie man Country-Rock auch heute noch aufregend und hoch emotional klingen lassen kann.

Es ist ein wunderbares Gefühl von Freiheit, die diese Stücke bereichert. Jonathan Wilson ist ein völlig furchtloser Musiker, er lässt sich in keine musikalische Ecke drängen. Er experimentiert, wechselt mitten im Song den Stil. Aber wo dieses bei anderen Musiker vielleicht im Chaos enden würde, endet es hier im kontrollierten Chaos, ja man kann sogar sagen in schönen Harmonien. Diese Kombination sorgt für einen anregenden Sound-Mix für Herz und Hirn.

Er hat viel gelernt von seinen Vorbildern, ist aber bemüht, seinen eigenen Weg zu gehen. Jonathan Wilson versucht fremde Eindrücke, die ihn inspiriert haben, mit seinen eigenen klanglichen Vorstellungen zu verschmelzen. Seine Musik ist zwar tief im Sound der 60′er- und 70′er-Jahre verankert, man muss aber kein Hippie sein, um daran Gefallen zu finden.

Kritik: MusikBlog

Tracklist:
1. Fanfare
2. Dear Friend
3. Her Hair Is Growing Long
4. Love To Love
5. Future Vision
6. Moses Pain
7. Cecil Taylor
8. Illumination
9. Desert Trip
10. Fazon
11. New Mexico
12. Lovestrong
13. All The Way Down

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