Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW50 07.12. - 13.12.2015

Funk Ain't Ova

Artist: 
Brooklyn Funk Essentials
Erschienen: 
12.11.2015
Label: 
Dorado Records

Man muss den Funk nicht neu Erfinden um Spaß zu haben! Und hierum geht es bei uns diese Woche: Spaß! (mit guter Musik)

Ganze sieben Jahre ist es her, dass Brooklyn Funk Essentials ihr viertes Album „Watcha Playin’“ veröffentlicht haben, und runde 20 sind es schon, seit sie mit „Cool & Steady & Easy“ (RCA, 1995) ihr gefeiertes Debüt vorgelegt haben, womit schon mal fest steht: Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man sich kollektiv dem Funk verschrieben hat...

Diesen Herbst melden sich Brooklyn Funk Essentials mit ihrem neuen, programmatisch betitelten „Funk Ain’t Ova“-Longplayer zurück, einem Album, auf dem viele der ursprünglichen Mitglieder wieder mit von der Partie sind: Joi Cardwell zum Beispiel, Papa Dee und Stephanie McKay, Everton Sylvester und Hanifah Walidah, die allesamt den Gesang beisteuern. Die Bläser stammen von Iwan VanHetten und Anna Brooks, wobei gelegentlich auch Josh Roseman, der Grammy-Gewinner Bob Brockmann und Paul Shapiro (Lou Reed) ausgeholfen haben. Yancy Drew, Hux Nettermalm und Danny Sadownick zeigen sich für Drums und Percussion verantwortlich, während die Gitarren von Masa Shimizu und Desmond Foster eingespielt wurden, wobei letzterer zudem auch Lead-Vocals beisteuerte.

Das unverkennbare Vibraphon-Spiel von Bill Ware, der seit „Cool & Steady & Easy“ nicht mehr mit BFE im Studio war, ist auf dem Stück „Unique“ zu hören, geschrieben übrigens mit Co-Autor Carlton McCarthy. Gründungsmitglied Lati Kronlund kümmert sich derweil wie gehabt um die Bassläufe und übernahm zudem die Produktion der neuen LP. Außerdem ist auch der verstorbene Isaac Hayes als ganz besonderer Special Guest zu hören, und einen Song hat sogar die legendäre House-Diva Crystal Waters mitgeschrieben und eingesungen...

Das erklärte Ziel für „Funk Ain’t Ova“ lautete, die große BFE-Allstars-Truppe nach längerer Pause wieder zusammenzutrommeln, um gemeinsam (und unbedingt live im Studio) zeitlosen Soul-Sound zu kreieren, basierend auf jenem Mix aus Funk, Disco, Jazz, Ska, Latin und House, für den der Name Brooklyn Funk Essentials nun schon seit über 20 Jahren steht.

Hervorgegangen sind Brooklyn Funk Essentials aus der New Yorker HipHop-Jazz- und Slam-Poetry-Szene der frühen Neunziger: Was als Serie von Studio-Jamsessions begann, initiiert von den Produzenten Arthur Baker und Lati Kronlund, wuchs schon wenig später zu einer 12-köpfigen Crew heran, der eine Reihe der besten Nachwuchsmusiker, Sänger, Rapper, Dichter und DJs der Stadt angehörten. Kein Wunder, dass BFE auf ihrem 1995 veröffentlichten Debütalbum „Cool & Steady & Easy“ von Größen wie Maceo Parker, The Tower Of Power Horns, Michigan & Smiley und selbst von Jazz-Legende Dizzy Gillespie Unterstützung bekamen. Nachdem ihr Erstling genau genommen schon 1994 in Europa über das britische Label Dorado erschienen war, sicherte sich Groovetown/RCA wenig später die Rechte und veröffentlichte das Album im Jahr drauf auch in den Staaten und dem Rest der Welt. Schon mit ihrer ersten Single, einer mit Funk- und Reggae-Elementen durchzogenen Interpretation von Pharoah Sanders’ „The Creator Has A Master Plan“, landeten sie einen astreinen Hit, als das Stück in mehreren Ländern in die Top-20 ging. Ihr schließlich vom Billboard Magazine zum „Besten R&B-Album des Jahres“ 1995 gekürtes Debüt beinhaltete zudem Stücke wie „Big Apple Boogaloo“, „Take The L Train“, „Dilly Dally“ und „A Headnanna’s Journey To The Planet Adidi – Skizm“, die allesamt inzwischen als Klassiker der jüngeren Soul/Funk-Geschichte gelten. „Bop Hop“ hingegen, ein weiterer Albumtrack, wurde von Nike für eine internationale Kampagne mit dem Basketballer Grant Hill eingesetzt, während „Take The L Train“ in den TV-Spots des Cognac-Herstellers Hennessy zu hören war.

Obwohl sie weiterhin regelmäßig in der New Yorker Clubszene auftraten, umrundeten BFE in den kommenden Jahren gleich mehrfach den Globus und teilten sich dabei die Bühne mit renommierten Kollegen wie Parliament/ Funkadelic, The Roots, James Brown, Jamiroquai, The Meters und Ben Harper. Nachdem sie beim Fuji Jazz Festival in Istanbul als Headliner aufgetreten waren, kehrte die Band aufgrund der phänomenalen Resonanz schon wenig später zurück in die Türkei, um dort im Jahr 1998 ihr zweites Album mit Laço Tayfa aufzunehmen, einer 11-köpfigen Folkgruppe. Das so entstandene „In The BuzzBag“-Album gilt seither als Meilenstein anatolischer Musik-Kollaborationen, während es BFE in der Heimat sogar eine Grammy-Nominierung bescherte. Ab sofort trat das New Yorker Kollektiv in der Türkei nur noch in Stadien auf...

Insgesamt sind Brooklyn Funk Essentials seit Mitte der Neunziger in über 20 Ländern aufgetreten, wobei sie sich die Bühne mit so unterschiedlichen Schwergewichten wie Iggy & The Stooges, George Benson, The B-52s, Bootsy Collins, Graham Central Station, Erykah Badu und Underworld teilen konnten. Nachdem sie 2014 ihr 20-jähriges Jubiläum als Live-Act feierten, haben sie die letzten Monate in unterschiedlichen Studios in Birmingham, Stockholm und Brooklyn verbracht, um ihr neues Album fertigzustellen. Indem sie nach wie vor so unterschiedliche Einflüsse wie Jazz, Latin, R&B, House, Drum & Bass, Reggae und Melodien aus dem vorderasiatischen Raum auf einem satten Funk-Fundament verankern, brechen BFE mit „Funk Ain’t Ova“ nun ins dritte Jahrzehnt ihrer Bandgeschichte auf...

Unsere funky Platte der Woche hört Ihr von Montag bis Freitag um 14.15 Uhr bei den Soundchecks in der Ulmer Freiheit und jeden Sonntag um 18 Uhr im Platte der Woche Spezial!

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