Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW13 | 24.03. bis 30.03.2014

Love Letters

Artist: 
Metronomy
Erschienen: 
06.03.2014
Label: 
Because / Warner

In einer kleinen Seitenstraße in East London steht ein altmodisches Studio. Es ist das Zuhause von analogen Sounds und staubigen Maschinen. Ein Ort, der freigeistige Künstler dazu inspiriert, eine klassische Platte aufzunehmen.

Kurz gesagt: It’s where the magic happens.

Zugegeben, als etablierte Anlaufstelle für Rock'n'Roll-Musiker, gibt es ein Genre, für das die Toe Rag Studios nicht bekannt sind – noch nicht. Ein Mann möchte das ändern. Ambitionierter, abenteuerlicher und moderner Pop ist jetzt an der Reihe.

In den vergangenen sechs Monaten ging ein Mann mit lockigem Haar regelmäßig im Toe Rag Studio ein und aus, um sein antizipiertes, viertes Album zu finalisieren. Inspiriert haben ihn mehrere Bands: Im Gepäck hat er Leidenschaft für The Zombies , Zuneigung für Love und großen Enthusiasmus für Sly and the Family Stone . Er ist bekannt dafür, großartige
Songs zu schreiben, seine Lyrics mit viel Sorgfalt zusammenzustellen und Pop-Melodien ganz neue Formen zu geben. Synthesizer und Computer waren bisher seine Werkzeuge dafür, im Toe Rag Studio will er sie aber auf ein anderes Level bringen.

Joseph Mount aus Totnes in Devon, Großbritannien ist der Leadsänger und das Mastermind hinter Metronomy. Der Titel des neuen Metronomy Albums “Love Letters” erzählt von persönlichen Ereignissen aber auch von verschiedenen Arten der Kommunikation über Dinge, die schon immer da waren und immer da sein werden.

Und das ist kein Zufall: Bei „Love Letters“ handelt es sich um eine Platte, die zeitlos ist. Metronomy verbinden auf “Love Letters” neue und frische Sounds, mit der klassischen Art und Weise Musik zu produzieren.

Dabei treffen altbewährte Aufnahmemethoden auf moderne Elektronik und Soundexperimente. Die Platte klingt also nicht retro, sondern lässt die Qualitätsstandards der Vergangenheit aufleben und kann sich dabei mit den Großen von früher auf eine Stufe stellen.

Behilflich dabei ist natürlich auch, dass Metronomy in den letzten Jahren wahnsinnig erfolgreich waren. Das 2011er Album „The English Riviera“ brachte den Spirit der sonnigen West Coast in Englands Südwesten und wurde dafür in den höchsten Tönen gelobt – inklusive einer Mercury-Nominierung. „The English Riviera“ wurde mit Attributen wie „visionär“ (NME), „exotisch“ (Mojo) und „stylish“ (The Times) versehen. Der Evening Standard nannte das Album „eine Offenbarung“, i-D betitelte die Band sogar als „Pioniere“. Damit nicht genug, sie konnten die Royal Albert Hall in London bis auf den letzten Platz füllen und tourten lange durch Europa und Nordamerika. Viele Bands würden sich in ihrem Ruhm suhlen – aber nicht Metronomy.

Als sich Mount wieder in die Arbeit kniete, kam ihm die Idee mit dem Toe Rag Studio. Anstelle Musik wieder am Computer zu produzieren, wollte er sich die klassischen, organischeren Techniken zu eigen machen. Das brachte ihn dazu, die Zeit als solche neu wertzuschätzen. Während des Aufnehmens auf Tape, musste Mount auch viel grundlegender über Musik nachdenken, sie mit mehr Finesse kreieren und konnte gleichzeitig neue Möglichkeiten für sich entdecken. Der Besitzer des Studios dachte zuerst, dass Mount es nicht gefallen könnte, aber in der Tat hatte er bei Toe Rag die Zeit seines Lebens.

Metronomys neue Songs sind ausladend und ambitioniert. Gleichzeitig bleibt ihnen ihr alter Vibe, für den sie bekannt sind, erhalten. Melancholie lauert in den Hooks, auch Einsamkeit schimmert hin und wieder durch. Es sind Songs, die einen auf einer Welle von reinem Sound reiten lassen – mit Ups and Downs der Gefühle.

Sie verkleiden moderne Situationen in zeitlose Empfindungen. Bei „The Upsetter“ geht es darum, genau dann keinen Empfang zu haben, wenn man einem besonderen Menschen eine Nachricht senden will und um die Erinnerungen die aufkommen, wenn man Musik aus seiner Jugend hört. „Monstrous“ handelt davon, in einer Welt, die man nicht versteht, an
allem festzuhalten, was man liebt (“honestly”, singt Mount, “it's all I'm thinking of”). Um einen Ort in der Nähe seines Elternhauses geht es in “Reservoir”, wo glitzernde Keyboards “heartbeats drifting together” nachahmen. “Month Of Sundays” instrumentalisiert tiefgehende Gefühle mit hellen, weichen Gitarrenklängen. Wärme, Reichhaltigkeit und Tiefe
ergänzt nun den altbekannten Metronomy Sound.

In den Album sind auch musikalische Einflüsse und Referenzen zu finden. So ist die aktuelle Single „I'm Aquarius“ von Diana Ross und den Supremes' 1969er Album „Let The Sunshine In“ inspiriert. Der Song ist durchzogen von einer psychedelischen Atmosphäre und zarten Background Vocals. Mount wollte ihn erst gar nicht mit aufs Album nehmen, weil er dachte es würde nicht zu dem besagten Metronomy Sound passen. Doch dann merkte er, dass sich sein Stil einfach verändert hat und gewachsen ist.

Das war genau der richtige Zeitpunkt, um mit den neuen musikalischen Abenteuern erst richtig loszulegen, realisierte er. “Boy Racers” entstand - ein gesprochener Song, den er immer schreiben wollte (ihn aber immer wieder ausschlug, weil “es nicht gut genug klang”). Dann kam “Call Me”, der treibende Titeltrack, getragen von gleißenden, organischen Linien mit einem four-to-the-floor Beat irgendwo zwischen Motown und Northern Soul.

Diese Songs wagen sich in Bereiche, in die sich Metronomy noch nie vorgewagt hatte. Dabei machen sie das wahnsinnig gut. Als würden alte Freunde uns an die Hand nehmen und uns in neue Gefilde führen.

Es ist 2014. Es ist Zeit, die alte Geschichte neu zu schreiben.

In einer kleinen Seitenstraße in East London steht ein altmodisches Studio. Es ist das Zuhause von analogen Sounds und staubigen Maschinen. Ein Ort, der freigeistige Künstler dazu inspiriert, eine klassische Platte aufzunehmen. Es ist auch ein Ort, an dem Metronomy “Love Letters” produziert haben, dieses klassische Elektropop-Album, das seine Message immer noch direkt an dein Herz schickt.

Öffne es. Let the magic happen.

Metronomy on Tour:
4.4. Frankfurt/Main
5.4. München
6.4. Berlin
7.4. Hamburg

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