Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW05 | 26.01. bis 01.02.2015

Paradise Lost

Artist: 
Renegades Of Jazz
Erschienen: 
22.01.2015
Label: 
Agogo Records / K7/Indigo

„Paradise Lost“ ist das zweite Album von Renegades Of Jazz und öffnet Türen zu einer völlig neuen musikalischen und persönlichen Perspektive. „Ich war im Paradies und habe den Zugang dann wieder verloren“, erzählt David Hanke, Mastermind von ROJ, über seine neuen Songs. „Ich denke, dass ich damit vielen Leuten aus dem Herzen spreche, die Ähnliches erlebt haben.“

Die Inspiration für die 12 Tracks auf „Paradise Lost“ reicht weit in die Literaturgeschichte zurück. „Ich habe eine Edition von John Miltons epischem Gedicht gekauft, die aus dem 19. Jahrhundert stammt und war von der Geschichte über gefallene Engel, dem Tod, dem Bösen und dem Teufel gepackt. Dazu kamen die Illustrationen von Gustave Doré. Ihre Präsenz und Tiefe haben mich zusätzlich eingenommen. Ich wollte, dass so das Album klingt: Dunkel, mysteriös und unvorhersehbar.“ Für David Hanke ist „Paradise Lost” eine Art Heimkehr. Die Kindheit verbrachte er in Tansania mit traditioneller, afrikanischer Musik. Wieder zurück in Deutschland, fand er sich In den neunziger Jahren im Grunge wieder. Der Seattle-Rock bestimmte seine Teenager-Jahre. Als Hanke jedoch die Welt des Sampling und der Breakbeats entdeckte, verliebte er sich in Funk & Soul. Zusammen mit Deli-Kutt gründete er Mash & Munkee und startete dann Ende 2009 Renegades Of Jazz, inspiriert von den frühen Jazzaufnahmen aus der Plattensammlung seiner Großmutter. Smoove brachte das Debut-Album “Hip To The Jive” 2011 auf seinem Label Wass Records heraus, dazu erschienen diverse EPs und Singles. 2013 übernahm ROJ eine DJ-Residency im legendären Hamburger Mojo Club. Die Musik von “Paradise Lost” war jedoch ständig im Hinterkopf präsent, “doch nun endlich hatte ich die Möglichkeit, sie zu realisieren und zu veröffentlichen.“

„Paradise Lost“ beginnt mit „Haunting The North“, einem fast unheimlichen Instrumental-Trip voller verstörender und überwältigender Klängen. „Ein Großteil des Albums ist in langen Winternächsten entstanden. Wenn man während seiner eigenen Session Gänsehaut bekommt, dann ist definitiv etwas Besonderes im Gange“, meint David Hanke. Wenn dann “Paradise Lost” in den futuristischen Titeltrack übergeht, wird klar, dass man sich hier auf eine intensive und einnehmende Reise begibt, die von einer beeindruckenden Liste von Gastvokalisten begleitet wird. „Flemish Cap“ zum Beispiel wird von Karin Ploog gesungen. „Karin ist unglaublich inspirierend“ erzählt Hanke. „Als hoch geschätzte Gesangslehrerin hat sie für ihre Arbeit in Musicals und im Theater mehrere Preise gewonnen.“ Wenn Jane Kennaway als zweiter Gast bei „Paradise Lost” auftaucht, wird ein kleiner Traum wahr. „Sie hat diese fantastische, raue Stimme und eine wahnsinnige Dynamik. Jane war in den achtziger Jahre fast ein Popstar in Großbritannien. Ich bin sehr glücklich, dass ich sie gefunden habe.“ Den Text zu „Neverday“ schrieb Hanke selbst und blickt auf die langen DJ-Nächte zurück, die ROJ in den letzten Jahren in ganz Europa gespielt hat, „und in denen Du Dir oft wünscht, dass sie nie enden mögen.“ Die Tatsache, dass dann auch noch Kennaways Sohn Dylan auf „Hellesnes“ gastiert zeigt, dass “Paradise Lost” ein echtes Familiending ist.

„Aspects sind authentische Rapper, und sie sind Perfektionisten.“ ROJ ist besonders glücklich, die Crew aus Bristol auf „Paradise Lost“ mit ihm Boot zu haben. „Fire“ ist ebenfalls die erste Single-Auskopplung. Der in Nigeria geborene Chima Anya, besser bekannt als 'The Doctor', ist kein frisches Gesicht in der britischen Rap-Szene. „Diese markanten Stimmen sind super, sie machen alles unmittelbarer und urbaner.“ Mit Greg Blackman steht zudem ein Kollege an Hankes Seite, der bereits mit DJ Vadim und Mr. Bird gearbeitet hat. „Er ist geheimnisvoll, aber auch voller Soul. Mir wurde nie langweilig, wenn ich Musik für seine Lyrics komponierte, was ja oft ein langer und zehrender Prozess sein kann.“ Die Zusammenarbeit mit Blackman war eine äußerst fruchtbare, die ganze 3 Tunes beinhaltet: „Imperial Breed“, „Cannibal Royal“ & „Tamerlane“ sind die smarten Ergebnisse dieser spannenden Kooperation.
„Paradise Lost“ ist weit mehr als erwachsenes Album und eine smarte Produktion, es ist ein seltenes Ereignis für die deutsche elektronische Musik-Szene. Renegades Of Jazz schaffen sich ihr eigenes Genre. „Paradise Lost“ ist genauso Clubmusik wie der Soundtrack zu einem imaginären Film, genauso ein bewegendes persönliches Hörerlebnis wie es für die Live-Bühne geschaffen ist und nicht zuletzt eine Entdeckungsreise voller Emotionen.

Tracklisting:

CD
01. Haunting The North
02. Paradise Lost
03. Flemish Cap feat. Karin Ploog
04. Neverday feat. Jane Kennaway
05. Fire feat. Aspects
06. Hellesens feat. Dylan Kennaway
07. Imperial Breed feat. Greg Blackman
08. Cannibal Royal feat. Greg Blackman
09. Tamerlane feat. Greg Blackman
10. Death Grip feat. Chima Anya
11. Lucifer's Rising
12. Ban-Shee

DLP
A1. Haunting The North
A2. Paradise Lost
A3. Flemish Cap feat. Karin Ploog
B1. Neverday feat. Jane Kennaway (Vinyl Version)
B2. Hellesens feat. Dylan Kennaway
B3. Imperial Breed feat. Greg Blackman
C1. Cannibal Royal feat. Greg Blackman
C2. Tamerlane feat. Greg Blackman
C3. Death Grip feat. Chima Anya
D1. Lucifer's Rising
D2. Ban-Shee
D3. Dark Reign (Vinyl Only)

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