Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW45 02.-08.11.2015

Steaming Satellites

Artist: 
Steaming Satellites
Erschienen: 
17.09.2015
Label: 
The Instrument Village

Wer meint, für die Musik der Stunde immer noch auf die Insel oder nach Übersee horchen zu müssen, der täuscht gewaltig. Auch aus heimischen Gefilden erreichen uns in den letzten Jahren verstärkt ganz neue und spannende Töne. Allen voran, Österreich. Steaming Satellites aus Salzburg gehören bereits zum geschätzten Inventar, seit inzwischen 10 Jahren bereichern sie den Indie-Sektor mit ihrem aufregend einzigartigen Stilmix. Max Borchardt, Emanuel Krimplstätter und Matthäus Weber haben sich zuletzt mit Manfred Mader wieder zum Quartett verstärkt. Die klassische Rock-Besetzung aus Gitarre, Bass und Schlagzeug erweitern sie um Keyboards und eine großzügige Portion Synthies. Mit diesem Line-Up schaffen sie ein Klanguniversum, das sich abwechselnd schier unendlich ausdehnt und maximal verdichtet.

Im Indie-Rock verwurzelt bandeln sie gekonnt mit Blues, Funk und Soul an, erlauben sich
beherzt Pop-Ausflüge und lassen ihre Stücke mal kompakt und mit voller Wucht auf uns los,ann umschmeicheln sie uns wieder ganz behutsam, um am Ende in epische Kunstwerke
auszuufern. Sie kleiden ihre Geschichten in so viele Lagen, dass man auch bei mehrmaligemHören immer wieder neue Details entdeckt. Dazu thronen über allem dieser lässige 70ies Vibe und Max Borchardts unverkennbare Stimme. Caleb Followill (Kings Of Leon) kommt einem in den Sinn und der junge Rod Stewart, mit einer extra Portion Soul. Erstaunlich wie etwas gleichzeitig so wohltuend retro und modern klingen kann. Heraus kommt ein virtuos vielschichtiger Genre-Mix, der einen mitnimmt auf eine Reise, deren Tempo sich ständig ändert und die einen auf eine musikalische Mission schickt von vorgestern nach übermorgen.

Nach zwei hochgelobten Alben und dem vielleicht stärksten Soundtrackmoment des vergangenen Filmjahres – „How Dare You“ vom 2011er Album „The Mustache Mozart Affaire“ veredelte den international erfolgreichen und mehrfach ausgezeichneten Indie-Alpen-Western „Das Finstere Tal“ (Regie Andreas Prochaska.mit Sam Riley, Tobias Moretti und Paula Beer) –unzähligen Shows u.a. mit Thin Lizzy, The Ravonettes oder ihren Freunden Portugal. The Man sowie einer Nominierung bei den Amadeus Awards 2014, war die Zeit reif für ein neues Werk.

Das dritte Album trägt ihren eigenen Namen. Auf ihrer bisherigen Tour durch den Musikkosmos sind sie mit „Steaming Satellites“ bei sich angekommen. Eine Momentaufnahme ihrer Stärken. Mit zunächst zarten Keyboardklängen, die sich schnell zu einer fast epischen Ouvertüre auswachsen, holen sie uns mit „Move On“ mit einer dicken Gänsehaut ab, um im Song „Rocket“ nahtlos die Diskokugel anzuwerfen. Dieser groovige Track lässt an Portugal. The Man denken und gleich zu Anfang zuckt das Tanzbein. Bei „Unreal“ umspinnen dann flirrende, watteweiche Synthies das treibende Duo aus Beat und Bassline. Aber auch die leisen Töne können sie. Die bluesige Walzer-Ballade „Unfold“ lädt zum wahrscheinlich schönsten Schieber des Jahres ein und dann ist da noch das bittersüße „Honey“. Fragil und überwältigend schwebt es da in der
Mitte des Albums. Die filigrane Gitarrenmelodie, die flötengleiche Orgel und die mehrstimmigen Gesangsharmonien sind der Soundtrack für den perfekten Moment. Zu diesem Lied möchte man die Sonne aufgehen sehen, sich die flauschige Decke bis über beide Ohren ziehen und
Menschen umarmen - alles gleichzeitig.

Steaming Satellites fahren keinen schnurgeraden Kurs, der Weg ist das Ziel, und doch greift immer alles fast magisch ineinander. Da werden am laufenden Band raffiniert Haken geschlagen zwischen spaceigen Rock-Kapriolen, sexy Funk-Krachern und feinen Indie-Pop-Perlen. Mal grüßen die Black Keys dann biegen wieder die Led Zeppelin-Gitarren ums Eck und zwischendrin wird Flaming Lips-mäßig ein bisschen psychedelisch geflippt. Was mischen die Salzburger nur in ihre Mozartkugeln?

Diese Platte wird auch live ein ganz großes Geschütz und dürfte sich wunderbar mit dem bisherigen, im besten Sinne schwereren Material ergänzen. Gepaart mit den berüchtigten Jam-
Eskapaden, in die die Shows gegen Ende gerne ausarten, stehen dem Publikum intensive, euphorische und verschwitzt durchtanzte Konzertabende bevor. In diesen Nächten ersetzt die Discokugel den Mond und es wird ausnahmsweise nicht um die Sonne gekreist, sondern um die Steaming Satellites.

Die Platte der Woche bei free FM: Montag bis Freitag um 14.15 bei den Soundchecks in der Ulmer Freiheit und jeden Sonntag um 18 Uhr im Platte der Woche Spezial!

Tracklist – Steaming Satellites:
01. Together
02. Rocket
03. Unreal
04. Honey
05. Restless Robot
06. Door
07. Circles
08. Unfold
09. Back And Forth
10. Phone
11. Fill The Cup
12. Secret Desire
13. Move On

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