Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW 51 | 16.12. bis 22.12.2013

Ya Nass

Artist: 
Yasmine Hamdan
Erschienen: 
23.05.2013
Label: 
Crammed Discs / Indigo / Pias Digital

Mit ihrer Indie-Electro-Band Soapkills wurde die in Beirut geborene Musikerin Yasmine Hamdan in der gesamten arabischen Welt bekannt und ihre Zusammenarbeit mit dem Madonna-Produzenten Mirwais unter dem Namen Y.A.S. wie auch mit den Weird-Folk-Schwestern von CocoRosie sorgte für Anerkennung in Europa und den USA.

Im Mai 2013 legte sie ihr Debütsoloalbum Ya Nass vor, das sie gemeinsam mit Marc Collin von Nouvelle Vague geschrieben und produziert hat. Und genau diese Scheibe ist unsere Platte der Woche.

Die Melodien und Texte des Albums sind inspiriert vom Repertoire und der Haltung der großen arabischen Sängerinnen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts wie Aisha Al Marta, Nagat El Saghira, Asmahan, Shadia oder Mounira El Mahdeya. Yasmine Hamdan ist eine eifrige Sammlerin von Platten aus dieser Zeit und sie interessierte sich besonders für die verschmitzte Sinnlichkeit wie auch die subtile und ironische Sozialkritik der Texte, die an eine Zeit der Freiheit und der Emanzipation der Gesellschaften im Mittleren Osten erinnern.

Während Yasmines Stimme ganz klar mit den Traditionen der arabischen Musik – wenn auch mit einem sehr persönlichen, unkonventionellen und frischen Ansatz - verbunden ist, sind die Strukturen und Arrangements der Songs sehr weit von diesen Chiffren entfernt. Man könnte sie eher als elegante Variante des Electro Folk Pop sehen, die irgendwo im Persischen Golf ihren Ursprung hat und an 80er Jahre 4AD-Bands wie This Mortal Coil oder die Cocteau Twins erinnert – mit akustischen Gitarren, alten Synthesizern wie dem Roland Jupiter 8 oder dem Chroma Polaris, und Yasmines facettenreicher, einfach wunderbar eindringlicher Stimme.

Ein Element der Songs, das für westliche Ohren nicht hörbar sein dürfte, ist Yasmines spielerische Verwendung verschiedener arabischer Dialekte aus dem Libanon, Kuwait, Palästina, Ägypten und auch dem der Beduinen – inklusive vieler Chiffrenwechsel und dem typischen Humor des Mittleren Ostens.

Erste Konzerte ihres neuen Repertoires in Kairo fanden mittlerweile gemeinsam mit Marc Collin und zwei anderen Musikern statt und sie wurden mit großem Beifall empfangen – ein klares Zeichen für Yasmines Status als Ikone des Indie-Undergrounds in der Region.

In Jim Jarmuschs neuem Film „ Only Lovers Left Alive“ spielt Yasmine Hamdan sich selbst und singt ein Stück namens „Hal“, das sie für den Film geschrieben hat und das auch auf dem neuen Album enthalten ist.

Yasmines Musik wurde schon in einigen Filmen eingesetzt – manchmal auch mit unerwarteten Konsequenzen. Ihren Ehemann Elia Suleiman, einen palästinensischen Filmemacher, lernte sie kennen, als er zwei Soapkills-Stücke in seinem mit dem Jurypreis in Cannes und dem Europäischen Filmpreis für den besten nicht-europäischen Film ausgezeichneten Film Divine Intervention eingesetzt hat.

Yasmine Hamdan war 2013 auch live in Deutschland unterwegs und spielte im November in Berlin, Köln und Stuttgart.

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