Aşk
Das erste, was einen an Altın Güns neuem Album packt, ist dessen Energie.
Mit Aşk wendet sich die Band von dem elektronischen, synthiegetränkten Sound ihrer 2021er Alben lem und Yol ab. Während diese beiden, die während der Pandemie zu Hause entstanden, dem elektronischen Pop der 80er und frühen 90er Jahre huldigten, markiert Aşk eine überschwängliche Rückkehr zum anatolischen Folk-Rock-Sound der 70er Jahre, der die ersten beiden Alben von Altın Gün, On (2018) und Gece (2019), prägte. Aber auch hier gibt es eine Entwicklung. Als Album fängt Aşk bisher am stärksten ein, wofür die Band am bekanntesten ist: die ansteckende Energie ihrer Live-Auftritte. "Es ist definitiv mehr mit einem Live-Sound verbunden - fast wie ein Live-Album", sagt Bassist Jasper Verhulst. "Wir sind als Band einfach zusammen in einen Proberaum gegangen und haben gemeinsam Musik gemacht, anstatt zu Hause Demos aufzunehmen."
"Wir haben es nicht so aufgenommen wie das letzte Album", stimmt Sängerin Merve Daşdemir zu. "Das haben wir im Grunde zu Hause produziert, wegen der Pandemie. Jetzt sind wir wieder dazu übergegangen, live auf Band aufzunehmen." "Wir sind bei der Aufnahme eines Rockalbums sehr traditionell vorgegangen, wie in den 70er Jahren", fügt Verhulst hinzu. In diesem Fall bedeutet das nicht nur, sechs Musiker in einem Raum mit ein paar Mikrofonen zusammenzubringen. "Es geht auch um die Ausrüstung, die wir verwenden", sagt Verhulst, "das Band und alles andere." Es ist diese Liebe zum Detail bei der Verwendung von Vintage-Equipment und Aufnahmetechniken, die dem Album einen so warmen und einladenden Klang verleiht. Vor allem aber ist es der Klang von Freunden und Kollegen, die mit Freude wieder zusammenkommen, um gemeinsam Musik zu machen, und zwar in Echtzeit und im Raum.
Eine bewusste Rückbesinnung auf die Quelle zeigt sich auch in der Auswahl des Materials für dieses Album. Alle zehn Titel sind Neuinterpretationen traditioneller türkischer Volksweisen, die zeigen, dass diese alten Lieder ewig nachhallen und reif für Neuinterpretationen sind. "Diese Lieder sind schon so oft gecovert worden", sagt Daşdemir. "Aber nicht wirklich in psychedelischen Pop-Versionen", fügt Verhulst hinzu. Frisch und doch zeitlos. Verwurzelt in der Vergangenheit und doch voller Sehnsucht nach einer himmlischen Zukunft. Aşk will seine HörerInnen an neue Orte bringen. Alles, was die tun müssen, ist, sich anzuschnallen.