Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW 24 14.06. - 20.06.2021

Get it done

Artist: 
Sharktank
Erschienen: 
11.06.2021
Label: 
Minor Changes / INK Musik

Es ist schon erstaunlich: Nicht einmal ein Jahr nach dem allerersten Zusammentreffen von Katrin  Paucz, „Mile“ Michael Lechner und Marco Kleebauer stehen die drei als SHARKTANK unmittelbar  vor der Veröffentlichung eines bereits heiß erwarteten Debütalbums.  

Das Trio hat mitten in dieser dunklen, seltsamen Zeit für Licht und Farbe gesorgt, weil es auf eines  nicht vergessen hat: Spaß zu haben. Und der ist mitunter glücklicherweise auch ansteckend: Die  bisher erschienenen Singles „Washed Up“, „Too Much“ oder zuletzt „For Myself“ liefen europaweit  intensiv im Radio und erfreuen sich höchster Beliebtheit auf Streaming-Diensten (ihre Debütsingle  wurde auf Spotify schon fast 1 Mio. gehört). Die im Herbst spontan veröffentlichte EP „Bad Energy“  beschert Sharktank sogleich eine Amadeus-Nominierung (Kategorie „Alternative“) – das ist vor  allem auch aufgrund der kurzen Bestandszeit der Band beachtlich. 

„Stell dir vor, die Beatles haben mit Kanye West eine Punkband gegründet“ oder „Bravo Hits 34“ können schon mal Antworten der Bandmitglieder sein, wenn die obligatorische Frage nach ihren  Einflüssen aufkommt – diese (selbst)-ironische, humorvolle Art ist schon zum Charakteristikum von  Sharktank geworden und zeigt sich z.B. auch in ihren überzeichneten, fast schon satirischen Social  Media Posts und den bunten, schrillen Make-Ups. 

Begonnen hat alles tatsächlich erst im letzten Sommer – mit Rapper Miles Solo-Projekt, für das er  das Studio von Producer Marco Kleebauer aufsuchte. Die Chemie stimmte und doch schien noch  etwas zu fehlen. So lud Marco die junge Sängerin und Gitarristin Katrin Paucz ein, die ihm als  Mitglied der Live-Band der von ihm produzierten Band Oehl bekannt war. Aus einem geplanten  Feature wurde nach wenigen Stunden flugs gleich eine neue Band: Sharktank. 

Genau diese Spontanität zeichnet auch den Songwriting- und Recording-Prozess des Trios aus – das Motto: einfach Musik machen, weil es Spaß macht. Was anderen eine Partie Minigolf ist, ist  ihnen eine Runde Tüfteln und Experimentieren im Studio. Gerade dieser spielerische und intuitive  Zugang verleiht Sharktanks Debüt „Get It Done“ eine Leichtigkeit, die aktuell so anachronistisch  wie luxuriös wirkt und ein fehlendes Puzzlestück im zeit-, geld- und stressgetriebenen Alltag des  21. Jahrhunderts darzustellen scheint. Vielleicht ist das das Geheimnis – so etwas wie das musika lische Gottesteilchen, das alles erklärt, wonach wir so angestrengt gesucht haben. 

Bei alledem funktioniert Sharktank nach einem unfassbar simplen Konzept: Weil jede beteiligte  Person in verschiedenen anderen Projekten involviert und die Zeit demnach knapp ist, trifft man  einander gezielt an bestimmten Tagen im Studio. In einer Session wird ein neuer Song geschrie ben, aufgenommen und in groben Zügen fertig gestellt – „Get It Done“ eben, der Name ist Programm. Dieser leichte, sketchy Workflow ist einerseits erstaunlich effizient, lässt aber paradoxer weise gar nicht erst zu, dass man sich unter Druck gesetzt fühlt – Fehler sind erlaubt, sorgen sogar  für Spannung.  

 

Auch die Texte schreiben Katrin Paucz (Gesang & Gitarre) und „Mile“ Michael Lechner erst im  Studio – meist im Ping Pong System, indem sie textmelodische Bausteine und Song-Themen im  Dialog austauschen und gemeinsam weiterentwickeln. Trotz der Freude am Tun sind die dabei  behandelten Themen ausgesprochen ernste, die durch die verwendete Schreibtechnik nochmal an  Dringlichkeit und Dichte gewinnen: Sie versetzen uns mitten in gespannte Gespräche, liefern  gegenüberliegende Blickwinkel auf Beziehungsfragen oder beschreiben den oft zerstörerischen  Umgang mit sich Selbst. 

Den gleichnamigen Titeltrack „Get it Done“ könnte man kitschigerweise, jedoch völlig unübertrie ben, als wahren „Kracher” bezeichnen: textlich treffen ein saftiges Stück Ironie und bittere Lebens realität aufeinander: „I’m the one to gets stressed to get it done and tell them all that I do it just for  fun.“. Tanzbar ist der Song trotz der ernsten Thematik allemal – dafür ist mit dem gewohnt bunten,  quirky Sound gesorgt … tanz den Apocalypso!  

Wie sich das Ganze auf der Bühne anfühlt, können Sharktank derweil nur erahnen. Die lästige  Pandemie hat bisher geplanten Live-Terminen einen gehörigen Strich durch die Rechnung ge macht. Entstanden sind dafür aber diverse videoaufgezeichnete Live-Sessions, die im Netz bereits  für viel Begeisterung und Vorfreude gesorgt haben. In Musikauskenner Michel Attia’s Empfeh lungsliste „Sound of Music 2021“ lässt sich dieser bei der von ihm auf Platz 3 gereihten Band damit  zitieren, dass er sich auf kein Konzert nach der Pandemie so sehr freue wie auf jenes von Sharktank.

 

 

Tracklist: 
1Eye Song
2Too Much
3Washed Up
4Jesus Made Of Jelly
5Everything
6For Myself
7Get It Done
8Should Have Called
9How Things Really Work
10007
11Run Away
12Bad Energy
13Anything

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