Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW 07 15.02 - 21.02.2021

Glowing In The Dark

Artist: 
Django Django
Erschienen: 
12.02.2021
Label: 
Caroline International

Django Django veröffentlichen am 12. Februar ihr neues Album. Ihren Genre-übergreifenden, eklektischen Sound behält die britische Band auch auf ihrer vierten Platte bei. Das Thema „Ausbruch“ zieht sich thematisch als roter Faden durch „Glowing In The Dark“: Ausbruch aus dem Zustand der Verzweiflung, aus Restriktionen, dem Leben der Kleinstadt und – in Träumen – sogar gleich ganz von der Erde. Aber das ist nichts Neues für die britische Band: Die gesamte Karriere dreht sich im Wesentlichen darum, sich den Dingen zu entziehen und über sie hinauszuwachsen: abseits von Szenen, Erwartungen, Einflüssen, manchmal sogar ihrer eigenen Wahrnehmung von sich selbst. "Wir sahen uns immer nur als diese seltsame kleine Band mit einem festen Kernpublikum", sagt der nordirische Sänger und Gitarrist Vincent Neff. "Wir hätten nicht gedacht, dass wir mit vier Alben auf großen Festivals spielen würden. Aber es ist passiert.“ Die Ambitionen mögen bescheiden gewesen sein, aber der nachdenkliche Neff und der etwas direktere Dave McLean glaubten schon früh an ihr Projekt. Beide wuchsen mit der musikalischen Vielfalt der frühen 90er Jahre auf, als, wie Vinny sagt, seine älteren Schwestern und ihre Altersgenossen "tagsüber Indie-Bands hörten und dann abends im Rave-Schuppen Kelly's in Portrush tanzen gingen“. 

Vincent entwickelte sich zu einem ganz allgemeinen Musikliebhaber, Dave derweil war beinahe besessen. Von frühester Jugend an erforschte er als angehender DJ auch das Dance-Terrain (er kann noch heute stundenlang von Jungle Tracks aus den Neunzigern schwärmen) und erweitere seine Expertise im Laufe der Zeit auf Bereiche wie Krautrock und Library Music. Beide begannen auch selbst Musik zu machen - Dave brachte sich nach und nach bei, Techno und Electronica zu produzieren, Vinny schrieb Songs. Aber als sich die beiden dann an der Edinburgh School of Art trafen, löste das etwas völlig Neues aus. Es waren Vincent und Dave, die die Songs kreierten, welche 2012 zum selbstbetitelten Debütalbum wurden - mit obskuren Garagenrock und sanftem Elektropop, Harmoniegesang und Sergio-Leone-Anklängen. Keyboarder Tommy Grace und Bassist Jimmy Dixon waren da bereits in ihrer Umlaufbahn und wurden schnell Vollzeitmitglieder. Sie lebten in Dalston: "Unzählige Lagerhallen-Partys, jede Menge coole Kids", wie Dave es ausdrückt. 

Ihr Debüt kam bei Kritikern und Fans besser an, als sie sich je vorgestellt hatten. Die Nominierung für den Mercury Prize und große Auftritte folgten bald. Es war die Zeit, in der Bands wie Metronomy, Hot Chip, Friendly Fires oder Wild Beasts dabei waren, ihre ganz eigenen Einflüsse zu kombinieren, ohne sich an orthodoxe Ideen von Rockmusik zu halten, und bei Django Django war es nicht anders. Ihre Anhängerschaft wuchs stetig.

Auf das selbst im Home Studio aufgenommene Debüt folgten die beiden Top-20-Alben „Born Under Saturn“ und „Marble Skies“. Mit „Glowing In The Dark“ gibt es nun einige Veränderungen. Da die Mitglieder nicht mehr nah beieinander leben, war der Arbeitsprozess ein neuer: Ein Song am Tag war die Devise im Studio – was zu einer ungekannten Leichtigkeit führte. Und die spürt man förmlich durch das Album.

„Spirals“, die erste Single mit ihren kreiselnden Synthesizern, baut sich zur einer Hymne der Hoffnung auf, in der durch das Bild einer DNA herausgestellt wird, dass die Verbindungen zwischen den Menschen viel weitreichender sind als das, was uns gerade zu trennen scheint. Das Mini-Roadmovie „Waking Up“ atmet den Geist von T Rex und Serge Gainsbourgs „Bonnie and Clyde“ – nur passend, dass dessen Tochter Charlotte Gainsbourg als Gast am Gesangsmikro zu hören ist. „Free From Gravity“ zeigt vielleicht am besten, welche musikalischen Einflüsse bei Django Django wirken: Wunderschöne, bliepende, melodische Sound-Kaskaden, Streicher und Stop-Start-Drums, auf die sich eine Bassline legt, während es textlich darum geht, all dem zu entfliehen, was einen niederdrückt. „The World Will Turn", das ruhige Herz des Albums, ist bittersüß. Ein Song über Abschied, in der Hoffnung, dass er nicht für immer sein möge. Bald folgt „Glowing In The Dark“, der Titeltrack und tanzbarste Song der Platte. "Nur eine einfache, kleine Moog-Synthesizer-Melodie und ein geloopter Beat", wie Dave es ausdrückt, aber der reinste Ausdruck von Freude.

 
„Glowing In The Dark“ strahlt die Art Selbstbewusstsein aus, die daraus resultiert, dass Vinny wohl auch endlich den Schock verarbeitet hat, der ihn ereilte, als er nach der Fertigstellung des Debüts erstmal Stütze beziehen musste. Bald stellte sich zum Glück heraus, dass seine "seltsame kleine Band" erfolgreich genug war, um wieder auf eigenen Beinen zu stehen. „Glowing In The Dark“ ist eine Platte über Auswege, manchmal traurig und sehnsüchtig, aber sehr oft voller Hoffnung: Sie hat den Sound der Erfahrung, die eine Band gemacht hat, die weiß, was es heißt, selbst die kühnsten Erwartungen zu übertreffen. 

Tracklist: 
1Spirals
2Right The Wrongs
3Got Me Worried
4Waking Up feat. Charlotte Gainsbourg
5Free From Gravity
6Headrush
7The Ark
8Night Of The Buffalo
9The World Will Turn
10Kick The Devil Out
11Glowing In The Dark
12Hold Fast
13Asking For More

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