Zusammen mit Acts wie Noah Kin und LCMDF bildet VIEW die Keimzelle der aktuellen finnischen Rapszene. Sein futuristischer HipHop reist auf wuchtigen Bässen an dunkle Orte des eigenen Seelenlebens. Die Musik von VIEW spürt man zuerst in der Magengrube, dann beginnt der Kopf zu arbeiten. Mächtig brummen die Bässe, während Versatzstücke aus Future R'n'B und Trip Hop für eine mysteriöse Eleganz sorgen. Dazu erklingt eine tiefe Stimme, die eindringlich von Depressionen und Durchhaltewillen berichtet.

Bereits mit seiner Debüt-EP "Avalon" sorgte der Newcomer für Furore innerhalb einer überschaubaren Szene, die bis dato nicht gerade für Experimentierfreude bekannt war. Rap auf Englisch war in Finnland viele Jahre chancenlos, doch der Wind ist dabei sich zu drehen. Eine neue Garde von MCs und Produzenten sorgt mit englischsprachigen Texten und internationalen Beats für Aufsehen. Unter ihnen nimmt Juuso Rouhonen alias VIEW eine besondere Rolle ein. Der kreative Prozess stellt sich für Rouhonen als schöpferisches Chaos dar. Statt bewusstseinserweiternde Substanzen als Hilfsmittel einzusetzen um mentale Schranken zu durchbrechen verfolgt VIEW in seinen Songs Fragezeichen und scheut nicht vor schmerzhaften Analysen zurück.
Die Arbeit an neuem Material erlebt der Künstler so als aufwühlend und erleichternd zugleich, doch seine Tracks sind weit mehr als ein Mittel zur Selbstheilung. Die suche nach der eigenen Identität bedeutet für den 25-jährigen immer auch den Blick auf die Welt, die ihn umgibt. Das sehr persönliche Storytelling offenbart großes Einfühlungsvermögen und kleidet abstrakte Emotionen in Worte.

"Leave a Comment" nennt VIEW sein ersten Album. Ein Titel, den man gerne in doppelter Hinsicht verstehen kann: Als Kommentar eines wachen Beobachters an seine Zuhörer, und als Aufforderung in den Dialog über das Gehörte zu treten. Inspiration für den atmosphärischen HipHop liefern MC und seinen Produzenten Joonas Laaksoharju Genre-Größen wie A$AP Rocky und Drake, aber auch Stormzy oder Massive Attack. Neben den musikalischen Einflüssen gibts es eine Episode, die den Entstehungsprozess des Albums besonders prägte. Bei einem Konzert im Herbst 2016 wurde der Laptop von Produzent Laaksoharju gestohlen, alle Songs, an denen das Duo bis dahin gearbeitet hatte, waren unwiederbringlich weg. Doch schon nach einer kurzen Schockstarre ging es weiter. Statt krampfhaft zu versuchen, das Verlorene zu kopieren, nutze VIEW die Situation, um mit freien Kopf und einem leeren Blatt noch einmal völlig neu zu beginnen. Ein Verlust, vielleicht. Jedoch kein Rückschlag, sondern eine Erfahrung. (Quelle: Factory92)

Tracks:
01. Do it Again
02. Pour Me Up
03. Hindenburg
04. Trippin' Sober
05. Deeper (Bitch Leave A Comment)
06. Deeper Skit
07. Bad Habits
08. Burn Slow
09. Say It Again
10. Long Night