Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW 40 30.09. - 06.10.2019

PUNK IS DEAD

Artist: 
Joey Bargeld
Erschienen: 
13.09.2019
Label: 
Kamè Entertainment GmbH

Deutschrap kennt ihn als kongenialen Sidekick von Haiyti aka Robbery. die hiesige Rapfachpresse war “phantomverliebt” seit Tag eins, und jetzt, nach drei viel beachteten EP’s mit dem KitschKrieg-Kollektiv und 2 Jahren voller Schaffensdrang tritt Joey Bargeld nun selbst ins Scheinwerferlicht. Das flackert, Ehrensache, finsterer als die Festtagsbeleuchtung anderer Leute. Kopf aus. Bass rein. Lampen an. Der letzte echte Punk ist da.

In einer Zeit, in der jeder mit einem Fotofilter hemmungslos seine Celebrity-Fantasien ausleben kann, ist Joey Bargeld eine echte Ausnahmeerscheinung. Der Hamburger ist der geborene Superstar aus dem finstersten Underground, ein Mysterium mit maximal einnehmendem Wesen, das man umgekehrt nie wirklich zu fassen bekommt. Er vereint die Abgründe, die wir alle in uns tragen, mit dem Charisma großer Frontmänner wie Johnny Rotten, Keith Flint oder Quavo. Er ist Weiberheld, Weirdo und Weltstar von Geburt. Aber er ist auch voller Narben, die die Brüche in seiner Biografie erahnen lassen. Joey Bargeld ist wie du und ich. Nur halt sehr, sehr viel mehr davon.

Nach Jahren des eher ziellosen Irrens zwischen Musik als Hobby und Straße als Lebensinhalt, hat er nun ein Umfeld gefunden in dem sein eigenwilliger, oft verstörender Stil urplötzlich allen Sinn der Welt ergibt. Haiyti-Features wie “Akku” oder “Zeitboy”, ausverkaufte Touren als Support Act mit Trettmann und KitschKrieg und wilde Festival Auftritte machen Lust auf das was da noch kommen wird. Und es kommt was: Joey Bargeld hat zusammen mit seinem Lieblingsproduzenten Darko Beats in den letzten Monaten weit über 30 Songs erarbeitet und aus diesem Flickenteppich ein mit Spannung erwartetes Debütalbum gestrickt. Somit führen sie gemeinsam fort, was einst mit einem magischen Studio-Moment nach drei Tagen vollumfänglicher Verballerung in Berlin begann: Loslassen als Strategie, Durchdrehen als Lösung.

Im vergangenen Herbst und Frühjahr war Joey Bargeld mit Trettmann unterwegs, als Voract auf dessen “#DIY”-Tour. Er hinterließ Eindruck, mit einer gleichsam gottgegebenen Antitainer-Aura und Hooks, die sich einbrennen. Es ist ein Musterbeispiel für Joey Bargelds Superkraft, gleichzeitig komplett kaputt und irre funky zu klingen, maximal dagegen, aber auf eine eigene Weise eingängig. Wenn K.I.Z., wie Marsimoto einst urteilte, “Fettes Brot für die Straße” sind, dann ist Joey Bargeld eine Art Deichkind von der Straße: Eskalation als kathartisches Konzept, mit dem Dreck des Bordsteins und dem Gestus eines echten Künstlers. “So wie du will ich nicht sein”, heißt es auf “Kamikaze”. Gute Nachrichten: Isser nicht. Joey Bargeld ist wie niemand und nichts sonst. Und genau deswegen das sicherste Investment für alle, denen Bitcoin zu blöd und Roulette zu langweilig ist. Es ist Bargeldzeit, Digger. Jetzt. (Quelle: Kamè Entertainment GmbH]

Tracklist: 
1Trotzdem
2Trapen
3Fast nichts an
4Britney Spears
5Wie teuer bist du
6Born Trippy (feat. Jace)
7Jeden Tag
8Bei Nacht
9Kalifornien
10Fucked Up (feat. John Known)
11Dancing Shoes
12City Life (feat. GPC)
13Warum liebst du mich

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