Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW 47 16.11. - 20.11.2020

SOL

Artist: 
Sirens of Lesbos
Erschienen: 
06.11.2020

Das Schweizer Worldbeat/Alternative-Pop-Quintett Sirens Of Lesbos veröffentlicht mit ‘SOL’ sein Debutalbum. Mit ihrem eklektischen und groovigen Ansatz schaffen sie einen unwiderstehlichen Schmelztiegel von Klängen. Ihr moderner Worldbeat-Sound manifestiert sich in zwölf sehr unterschiedlichen Stücken. So ist ‘SOL’ ein gelungener Brückenschlag von der elektronischen Vergangenheit der Gruppe in eine Gegenwart, wo Soul-, Jazz-, Rock- und Hip-Hop-Elemente zu einem unwiederstehlichen, eigenen Ganzen kulminieren. 

‘SOL’, das Debutalbum des Schweizer Alternative-Pop-Quintetts Sirens Of Lesbos, ist der finale Höhepunkt einer radikalen Transformationsphase, welche quasi unmittelbar nach der Veröffentlichung ihres Major-Label-Ibiza-Hits „Long Days, Hot Nights“ einsetzte. "Plötzlich waren wir mit fast allen großen Labels und Verlagen da draußen im Gespräch", erinnert sich Friede. "Am Ende unterschrieben wir bei Epic / Sony. Aber es war, als würden zwei betrunkene Teenager in einer Kapelle in Las Vegas heiraten... sobald wir wieder nüchtern waren, wurde uns beiden klar, dass wir nicht füreinander bestimmt waren". Sie beschlossen neu anzufangen und der Musik nachzugehen, für die sie eine starke Leidenschaft hatten. Mit ihrem eklektischen und groovigen Ansatz setzen sie vor allem auf die Wiederbelebung und Modernisierung des Worldbeat-Genres. Ein Blick auf ihre Spotify Playlist zeigt die Bandbreite ihrer Einflüsse: von D'Angelo bis Archie Shepp, J.I.D. bis Rosalia, Peter Gabriel bis Van Morrison. Der Worldbeat-Sound, der sich auf ‘SOL’ in zwölf sehr unterschiedlichen Stücken manifestiert, ist ein Abbild der persönlichen musikalischen Einflüsse und Hintergründe der Kernmitglieder (die Co-Produzenten Melvyn Buss und Arci Friede, die Co-Produzentinnen und Sängerinnen Jasmina und Nabyla Serag und die Art Directorin Denise Häberli.) Sie schöpfen aus unterschiedlichen Hintergründen und Erziehungen und schaffen zusammen einen unwiderstehlichen Schmelztiegel von Klängen. So ist ‘SOL’ (ein Akronym von Sirens Of Lesbos; in Spanisch ‘Sonne’) ein gelungener Brückenschlag von der elektronischen Vergangenheit der Gruppe in eine Gegenwart, wo Soul-, Jazz-, Rock- und Hip-Hop-Elemente zu einem eigenen Ganzen kulminieren. Es ist als hätte man die Fugees, Mos Def, J.I.D., Rosalia und Fleetwood Mac zusammen in den Mixer geschmissen und mit ordentlich Zeitgeist-Vibe aufgemischt.

Auf diese Sirens-typische Soundformel wurde auch Christo aufmerksam, seines Zeichens Produzent für J. Cole, Earthgang, Mac Miller und J.I.D.. 2018 hat er die Band auf Instagram angeschrieben, seither herrscht ein regelmässiger Austausch. Auf ‘SOL’ hat der in Atlanta beheimatete Produzent das Eröffnungsstück ‘Tired Introlude’ mit-produziert, ein einlullendes, psychedelisches Soul-Stück à la Rotary Connection auf Lean, das die Serag-Schwestern mit Hauchlauten anheben. Es ist eine Ankündigung des weiteren Albumverlaufs, wo für die kommenden 35 Minuten Vergangenheit und Zukunft in einer eigentümlich schönen Limbo-Welt ineinander aufgehen. 

Song zwei mit dem Titel ‘Birds’ überrascht sogleich mit einem Dembow-Rhythmus, einem elektronischen Sub-Bass und Autotune im Refrain – Stilelemente, die man von Sirens Of Lesbos nicht erwartet hatte, die aber alles andere als fremd und deplatziert wirken. Im nachfolgenden Reggae Dub-Stück ‘Two-Faced’ wird dann zum ersten mal die poetisch gewitzte Qualität der Lyrics deutlich, wenn’s heisst: »You’ll need double the toothpaste, ‘cos you’re two-faced«. Metaphorisch wird’s bei ‘Cobra’, das seinerseits eine Parabel auf die Unbarmherzigkeit der Natur ist.

Eine Überraschung für das deutschsprachige Publikum ist ‘When I’m Down’. Es handelt sich dabei um eine phonetisch und inhaltlich akkurate Übersetzung von Udo Lindenbergs ‘Baby wenn ich down bin’, ein Song den die ältere Fraktion der Band (Melvyn, Arci, Jasmina) als Cover-Version von Max Herre / Freundeskreis kennen- und lieben lernte. Ein Skit , der im Kopfnicker-Modus bleibt, kündigt dann die zwei grossen Singles des Albums an.

Zuerst ist es das von Aldous Huxley inspirierte ‘Pala’ wo Sirens Of Lesbos sich auf einem Beat, der an die kreative Blütezeit von Outkast erinnert, eine bessere Welt in einem tropischen Setting vorstellen. Und weiter der Yacht Rock-Knüller ‘How Many Miles’ welcher seit dem Release Anfang Juni 2020 bereits über 350’000 Streams verzeichnen kann. UK Rapper Theodor Black, vom Dummy Magazine zu einem der 20 Most Exciting Artists For 2020 gekürt, steuert bei ‘Palm Trees’ den ersten Gastbeitrag des Albums bei. Das Thema dieses Shuffle-Soul-Songs ist die Wiedergeburt als Glühwürmchen. An diese Kollaboration reiht sich gleich die nächste: Auf dem Downbeat ‘Like Some Dream’ performen der gefeierte Atlanta Rapper J.I.D. (Dreamville, Interscope) und Nabyla ein gefühlvolles Duett, dass von einer Liebe erzählt, die Welten durchdringen kann. Das Stück ist der zweite Auftritt von Christo auf dem Album, der das Original-Instrumental von Sirens Of Lesbos insbesondere im Drum-Bereich getrimmt hat.

Auch ‘Surge’ ist eine Zusammenarbeit mit Christo – und dessen Homies Ric & Thadeus, welche ihrerseits bereits einen Grammy für die Mitarbeit an Bad Bunnys Album ‘X 100pre’ eingestrichen haben. Das Stück ist ein kosmischer Jazz-Funk-Jam, der an die Ästhetik von Sun Ra und die Handschrift von Sa-Ra Creative Partners erinnert. 

Passend zum Schluss des Albums kommt der Song ‘I Know It Will End (Outro)’. Im Raum wandernde Gitarrenklänge, heruntergepitchte Vocals und ein langsamer Beat läuten das Ende in Form eines melancholischen Sonnenuntergangs ein; das Ende von ‘SOL’. Und damit den Beginn von Sirens Of Lesbos als grosse Band, die im Sonnenaufgang steht.

Quelle: ballyhoo media 

Tracklist: 
1Tired Introlude
2Birds
3Two-Faced
4Cobra
5When I'm Down
6Skit
7Pala
8How Many Miles
9Palm Trees feat. Theodor Black
10Like Some Dream feat. JID
11Surge
12I Know It Will End

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