Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW44 30.10. - 05.11.2017

Supersoul

Artist: 
Supersoul
Erschienen: 
26.10.2017
Label: 
Agogo Records

Unsere dieswöchige Platte der Woche ist wieder Mal ein Debut-Album, stammt von der Band "Supersoul" aus Hannover und trägt - wie es bei Debuts häufiger vorkommt - den gleichen Namen, wie die Band. Oder trägt das Album in diesen Fällen keinen Namen? Fragen, die die Welt bewegen.

Das Album hält jedenfalls was die Songtitel versprechen. Es ist grundsolide, dem Funk sei Dank hat es Feuer, wir rücken dabei zusammen, gehen tanzen und natürlich ist das alles so etwas von „fäätt“, das alle Funkateers und Soulster überlegen müssen, wann sie das letzte Mal so ein Pfund grundauthentischer Groove - Seeligkeit auf Tonträger erlebt haben. Sänger Arne presst den Soul mit der Emphase eines Priesters aus jedem Wort. Bassmann Margot und funky Drummer Soulsurfer schichten Grooves so fätt wie eine ganz Butterfabrik, während Gitarrist Toni darüber einen Zuckerguss aus Wah-Wah-getränkten Licks zaubert. Den Ritterschlag bekommt das im Studio Nord Bremen mit analoger Magie aufgenommene Album durch die Soli und Arrangements von Lutz Krajenski (Roger Cicero, Manfred Krug) und sieben Gastmusikern. „Supersoul“ ist so etwas die um 46 Jahre verspätete deutsche Antwort auf Marvin Gayes „What’s Goin On“: voller Liebe, durchaus hedonistisch, aber oft hinterfragend. Die Soul-Version des Ton-Steine-Scherben-Hits „Mein Name ist Mensch“, „Geld“ und das sich orgiastisch steigernde und hymnenartige „Rückt zusammen“ sind flammende Stellungnahmen gegen Rassismus, Gier und Engstirnigkeit. Überhaupt ist das ganze Album gestrickt nach dem Motto „all killers, no fillers“. Alle Facetten der Groove-Geschichte sind in die rauen, mit tief gelegten Funk-Fidelity-Charme aufgenommenen Songs eingestrickt: ein wenig Stax - Soul, Funk, aber auch discoide Lässigkeit, wie man sie von den großen Werken von Roy Ayers oder MFSB kennt. Diese authentische Wurzeltreue kommt nicht von ungefähr: Margot spielte einst in der legendären Funk-Band Spice und ist ebenso wie Soulsurfer ein enthusiastischer Funk & Soul–Vinyl-Digger. Dass die Musiker, die sich bereits in anderen Bands austobten, in der heimlichen Funk-Hauptstadt Deutschlands Hannover zusammenfanden, überrascht nicht. Überraschend ist eher, dass es so lange gedauert hat, bis ein innovatives, deutsche Songtexte mit urbanen Funk – Grooves verbindendes Album wie „Supersoul“ das Licht der Plattenläden entdeckt. Für alle, die es dort finden, eine kleine Empfehlung für die erste Abspielung, frei nach Miles Davis und ausnahmsweise mal auf Englisch: „We suggest to you to play this record at the highest possible volume in order to appreciate the sound of Supersoul“

Zur Band:
„Seit über 30 Jahren ist Musik das wichtigste in meinem Leben“, sagt Soulsurfer – DJ und Drummer von SUPERSOUL aus Hannover.
Eine echte Band, die analoge Instrumente liebt und ihr Handwerk beherrscht. Eine eingeschworene Gruppe aus 5 Groove-Freaks mit genug Lebensjahren auf der Uhr, um authentische Geschichten zu erzählen, die Sie selbst erlebt zu haben scheinen. Diese Erfahrung ist einfach durch nichts zu ersetzen und so treibt SUPERSOUL den Zuhörer durch den schwarzamerikanischen Sound der Sixties und Seventies – Funk 'n' Soul – heiß, triefend vor Leidenschaft und strotzend vor Energie. Die selbstgeschriebenen Songs erzählen Ihre Geschichten allerdings auf Deutsch, weil das für SUPERSOUL ganz normal ist.
Angetrieben wird die Band von ihrem Frontmann Arne Busch, der mit so viel Soul in der Stimme ausgestattet ist, dass man glaubt, er wäre ein unehelicher Sohn eines schwarzen Predigers und nicht ein Arbeiterklassenkind aus der niedersächsischen Provinz.

Das allerwichtigste im Sound dieser Typen ist aber die Rhythm Section: Margot Gontarski am Bass, schon länger in der deutschen Funkszene unterwegs als die meisten unter uns, schweißt die göttlichen Grooves des Soulsurfers untrennbar zusammen und nagelt sie einem so in die Knochen, daß es unmöglich scheint, nicht mit dem Arsch zu wackeln.
Last, but not least – Signore Toni Campioni, der den Saiten seiner alten Gitarre und dem Wah - Wah genau die Töne entlockt, die es braucht, um den treibenden Grooves das Sahnehäubchen aufzusetzen – stilsicher und gnadenlos funky.

Tracklist:
1. Feuer
2. Keine Liebe Mehr
3. Mein Name Ist Mensch
4. Is Fäätt
5. Der Apfel
6. Mama
7. Geld
8. Grundsolide
9. Tanzen Gehn
10. Dem Funk Sei Dank (Instrumental)
11. Rückt Zusammen
12. Feuer (Radio Edit)

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