Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW 25 19.06 - 25.06.2017

Take A Rest

Artist: 
Tora
Erschienen: 
08.06.2017
Label: 
Eighty Days Records / GoodToGo

Nachdem sie 2015 mit diversen Festivalauftritten auch in Europa für Furore gesorgt haben – Glastonbury stand genauso auf dem Programm wie hierzulande z.B. das Reeperbahn Festival –, stehen Tora aus Byron Bay nun mit ihrem offiziellen Debütalbum „Take A Rest“ in den Startlöchern, auf dem auch die zuletzt veröffentlichte Vorab-Single „Amsterdam“ (VÖ: 17. März) vertreten ist. Ihr zwischen Electronica, Chillwave und lässigem Pop oszillierender Sound wurde schon häufiger mit Acts wie SOHN, Toro Y Moi, Radiohead oder auch James Blake verglichen – dabei klingen die fünf Australier auf Albumlänge optimistischer und tanzbarer als zuletzt auf den gefeierten EPs.

Entstanden über einen Zeitraum von knapp drei Jahren, vertonen Tora – Jai Piccone, Jo Loewenthal, Shaun Johnston, Thorne Davis und Tobias Tsounis, die schon als Kinder zusammen in Mullumbimby zur Schule gingen – die unterschiedlichsten Einflüsse auf ihrem Erstling, den sie selbst daher auch mit einem Tagebuch vergleichen: „Manche der Songs sind ganz direkt von unseren Tour-Erlebnissen in anderen Teilen der Welt beeinflusst, wobei wir einen Teil der Songs auch zu Hause in Australien geschrieben haben“, so ihr Kommentar. Jeder von ihnen habe dafür zunächst auf eigene Faust an Ideen gearbeitet, die sie erst später zu einem kohärenten Ganzen kombiniert haben: „Einen Großteil haben wir gemeinsam im Kaktusgarten bei Jai aufgenommen. Deshalb hört man auch hin und wieder Fliegen im Hintergrund oder Bambus, der sich im Wind biegt – ja sogar eine Waschmaschine ist da zu hören. Auch die Kakteen mussten als Klangquelle herhalten, wir haben sie mit Harken bearbeitet. Und dazu haben wir sehr viel mit Gitarren- und Gesangs-Sounds herumexperimentiert, immer neue Techniken und Effekte ausprobiert.“

Da das Debütalbum insgesamt ausgelassener klingt als die im Vorfeld veröffentlichten EPs der Band, der Dance-Faktor eine größere Rolle spielt, beziehe sich der Titel „gar nicht mal so sehr auf den Sound“, wie Jo Loewenthal weiter sagt. „Stattdessen soll das ‘Take A Rest’ die Leute eher daran erinnern, ihre alltäglichen Probleme für einen Moment zu vergessen. Indem wir diese Songs geschrieben haben, konnten wir derartige Dinge immerhin für den Moment ausklammern – und nun hoffen wir, dass genau das den Zuhörern auch gelingt, wenn sie die Resultate hören.“

Neben Album-Highlights wie der ersten Vorab-Single „Amsterdam“ (die übrigens von einer Drogeneskapade in der holländischen Metropole handelt) oder auch der zweiten Auskopplung „Another Case“, einem Plädoyer für mehr Natürlichkeit in Zeiten optimierter Selbstinszenierungen im digitalen Raum (das wiederum schon sehr gut die ausgelassene Stimmung der LP andeutet), zählt auch „Bridges“ zu den Kernstücken des Albums – ein Track, der weit zurück reicht in die Vergangenheit: Die Idee dazu kam Loewenthal schon vor sechs Jahren, an einem Punkt, an dem er das Gefühl hatte, seine Beziehung mit seiner Mutter verändern und intensivieren zu müssen.

„Jahrelang fehlte noch etwas an dem Stück, bis mir eines Tages eine Zeile einfiel, die aus der Perspektive meiner Mutter geschrieben ist. Danach wurde mir klar, dass eine Sängerin den Part übernehmen musste – und so gingen schließlich noch mal 18 Monate ins Land, bis wir mit Grace Pitts die perfekte Stimme dafür gefunden hatten.“

Ähnlich wichtig ist dem Songwriter auch der Song „Too Much“, mit dem sich jeder identifizieren können wird, „der auch schon mal jemanden oder etwas geliebt hat, was man eigentlich nicht lieben sollte. Ich hab wirklich erst durch diesen Song, also quasi als die Worte aus meinem Mund kamen, so richtig verstanden, was mit mir davor los war.“

Produziert haben Tora ihre vielschichtigen Arrangements selbst, wobei der für einen Grammy nominierte Toningenieur Andrei Eremin (u.a. Hiatus Kaiyote, Ta-ku) das Mastering übernahm. Die fünf Australier knüpfen damit an ihre bisherigen Veröffentlichungen an – neben Singles wie „Poly Amor“ und „Twice“ auch die EPs „Eat the Sun“ und davor „Tora“ –, die kombiniert inzwischen über 20 Millionen Streams verzeichnen.

Gefeiert von triple j bis The Line of Best Fit, von Indie Shuffle bis The Sound You Need, haben Tora in kürzester Zeit extrem viel bewegt: Gegründet im Jahr 2013, kombinieren sie in ihrem Sound vielschichtige, eindringliche Electronica-Produktionen mit extrem gefühlvollen Vocals – kein Wunder, dass Acts wie z.B. SOHN, Radiohead und James Blake schon häufiger für Vergleiche herangezogen wurden. Auf ihre gleichnamige EP, die sie schon im Oktober des Gründungsjahres veröffentlichten, ließen sie seither u.a. im Jahr 2014 den Hype-Machine-Hit „Overcome“ (Platz #7 Hype Machine) sowie die erfolgreiche „Eat The Sun“-EP folgen. Der von LA-Producer Galimatias angefertigte Remix ihres Songs „Jaigantic“ verzeichnet inzwischen allein mehr als 10 Millionen Streams.

Besonders ihre gefeierten Live-Shows haben Tora zuletzt eine rasant wachsende Fanbase beschert: Anknüpfend an ihren epischen Europa-Abstecher im Jahr 2015 (Fazit der Band: „193 days, almost 80 shows and over 50.000 km of driving“), traten Tora hierzulande u.a. bei der Fusion und dem Reeperbahn Festival auf und spielten neben Auftritten beim Glastonbury Festival, dem Falls Festival, The Great Escape und Best Kept Secret noch mehr als 70 weitere Festival- und Headliner-Shows in ganz Europa, den USA, Mexiko und Kanada, u.a. zusammen mit Acts wie Miami Horror und SAFIA. In Australien haben sie zuletzt u.a. RÜFÜS auf deren ausverkaufter „bloom“-Tour begleitet.

Die Tatsache, dass ihr aus dem Griechischen entliehener Name für „jetzt“ steht, passt einfach perfekt: Toras Kombination von elektronischen und organischen Elementen könnte zeitgenössischer nicht klingen. (quelle: beatsinternational)

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