Europäische Musikkultur war nie eine in sich geschlossene Angelegenheit, im Gegenteil, sie hat immer schon Einflüsse aus aller Welt integriert. Two Tribes möchte zeigen, wie in Europa lebende Musiker heutzutage musikalische Einflüsse vom afrikanischen Kontinent verarbeiten und in sich aufnehmen. Auf der Compilation wird eine breite Vielfalt an Konstellationen vorgestellt. Sie reicht von Musikern mit Wurzeln in Afrika, die in Europa leben, bis zu Kooperationen zwischen europäischen und afrikanischen Künstlern. Musikalisch möchte unsere Compilation zumindest einen Teil der Vielfalt einfangen, die zeitgenössische Musik dieser Art in Europa aktuell zu bieten hat. Das Spektrum reicht von klassischen „Songs“ mit traditionellen Instrumenten beider Kontinente hin zu elektronischen Produktionen, die das musikalische Erbe mit aktueller Clubkultur kombiniert. Unsere Auswahl kann nur ein musikalischer Ausschnitt sein, weil sich in diesen Genres aktuell so viel bewegt.

Eine kurze Übersicht über Tracks und Künstler: Das erste Stück auf der  CD-version von Two Tribes stammt von Andrea Benini, vielen besser bekannt durch sein Bandprojekt Mop Mop. Der Musiker, Produzent und DJ aus Italien hat gerade erst sein Afrika-inspiriertes Solo album Drumphilia Vol. 1 auf dem Agogo Records- sublabel Cristalline veröffentlicht.

Der Franzose Gary Gritness (Multi-instrumentalist und Produzent) hat sich mit dem anerkannten Musiker Jacob Mafuleni aus Zimbabwe zusammen getan um ein tolles Album namens Batanidzo zu veröffentlichen, auf dem die Mbiramusik von Mafuleni auf ein anderes Level gehoben und elektronisch erweitert wird.

Elias Agogo ist passionierter DJ und Musiker in der Band Sea Moya (Debütalbum erscheint im Herbst 2018). Er war schon sehr früh angefixt von den Grooves eines Tony Allen und der Polyrhythmik  afrikanischer Musik im Allgemeinen. Seine Kindheit verbrachte er im tiefsten Bayern und nach einigen Zwischenstationen in Deutschland hat ihn sein musikalischer Hunger im Herbst dieses Jahres ins kanadische Montreal getrieben, wo er dauerhaft Fuß fassen will. Unter seinem DJ- Pseudonym veröffentlicht er Soloproduktionen, auf denen er seine Vorliebe für Drums und Percussion auslebt. Antonio Marini  aka Healing Force Project ist unser zweiter Vertreter aus Italien. Er konnte unsere Aufmerksamkeit erlangen durch diverse außergewöhnliche 12inches auf verschiedenen Labels mit experimentellen Tracks zwischen  Seventies Fusion Jazz und Techno mit einer sehr eigenen Handschrift, die sein breites Musikwissen und seine Einflüsse offenbart. Als wir ihm unser Konzept erläuterten, schickte er uns den Track Nyctophobia, der uns sofort mit seiner Tiefe und Spannung begeisterte.

Blay Ambolley ist ein legendärer Highlifemusiker aus Ghana der in verschiedenen Gruppen wie der Uhuru Dance Band spielte, aber daneben viele Soloalben von 1975 bis heute veröffentlichte. Nach einer fast zwanzigjährigen Pause kehrte er ins Studio zurück und nahm das Album  Ketan auf, das auf Agogo Records 2017 erschien und auf dem Walk For Ground im Original enthalten ist. Für Two Tribes haben wir den Berliner Dubproduzent Aldubb nach einer eigenen Version für Walk For Ground angefragt. Er überführte den Originalvibe in einen dubby  8-minuten Trip in seiner typischen Art und Weise. Die Berliner Band Tiliboo Afrobeat mit Bandleader Omar Diop (Gesang und Perkussion) aus Senegal ist ein weiteres Beispiel für ein international ausgerichtetes Bandkonzept. Bei Tiliboo spielen Musiker aus vielen verschiedenen Staaten und vereinen ihre musikalischen Einflüsse zu einem einzigartigen Stil, der auch leichte Einflüsse südamerikanischer Musikgenres beinhaltet.

The Sorcerers aus Leeds, UK überraschen mit einer außergewöhnlichen musikalischen Kombination – Die Band verbindet Einflüsse von äthiopischem Jazz mit der Atmosphäre von europäischen Horrorfilmen zu einer explosiven Mischung. Wir können es kaum abwarten, die Band einmal live zu erleben! Trio Toffa stammen aus  Finnland und wurden uns von einem lokalen DJ und Radiomacher empfohlen. Sänger und Perkussionist Noel Saizonou kommt aus Cotonou in Benin. Der Track Titon To ist geprägt von seinen energievollen Vocals und seiner Percussion neben einer treibenden Synthielinie und einem tollen Gitarrensolo.

Onom Agemo & The Disco Jumpers, die aus Deutschland stammen, sind stark von marokkanischer und äthiopischer Musiktradition beeinflusst. Mit I Don´t Like It I Don´t Hate It haben sie uns einen weiteren Exklusivtrack für Two Tribes zur Verfügung gestellt. Bandleader Johannes Schleiermacher spielt in vielen Formationen wie dem Andromeda Mega Express Orchestra, Shake Stew oder dem Gunter Hampel Quartett. Selma Uamusse ist eine Sängerin aus Mozambik, die seit langem in Lissabon, Portugal lebt. Sie kombiniert die musikalischen Rhythmen und das Erbe ihres Vaterlands mit europäischen musikalischen Traditionen. Der Track „Mozambique“ ist zugleich eingängig wie treibend und erscheint auf Vinyl zum ersten Mal.

David Hanke, vielen besser bekannt unter seinem Pseudonym Renegades Of Jazz, hat einen Teil seiner Kindheit in Tansania verbracht. Mit Moyo Wangu, seinem Erfolgsalbum Auf Agogo Records, hat er sich an diese Zeit erinnert. Auf Impala Roundabout zeigt er uns seine Leidenschaft für Deep House.  Last but not least sind wir glücklich, dass Raoul K mit an Bord ist, um unsere Compilation mit einem wahrlich hypnotischen Kracher abzuschließen: Just In A Moment To Find A Way to Sun Day nimmt dich mit auf einen 15-minütige Reise die zeigt, wie ekstatisch afrikanische Musik auf den Tanzflächen werden kann! Raoul, der in Agboville (Elfenbeinküste) geboren ist, lebt seiner langer Zeit in Norddeutschland und hat uns großartige Tunes auf Labels wie Still Music, Innervisions, Compost Records und auf seinem eigenen Imprint Baobab Music beschert.

Wie man unschwer erkennen kann, war unser Leitmotiv während der Arbeit an Two Tribes , wie die präsentierten Künstler ihre Einflüsse unterschiedlich interpretierten. Es war entscheidend für uns, dass die Musik nicht einfach afrikanische Musikstile eins zu eins kopiert, sondern eine eigene Herangehensweise verdeutlicht und dabei eine Brücke schlägt zwischen dem musikalischen Erbe beider Kontinente. Unter allen für die Compilation  gesichteten Tracks fanden wir eine Anzahl herausragender Beispiele und entschieden uns für zwölf von Ihnen auf dieser Ausgabe. Die Musik bezieht sich auf die musikalischen Traditionen aus Senegal, Kenia, Nigeria, Elfenbeinküste, Äthiopien, Marokko, Zimbabwe und Südafrika neben anderen. Die beteiligten Musiker sind über ganz Europa verteilt, von Finnland bis nach Grossbritannien, Italien, England, Frankreich und Portugal nach Deutschland. Ob organische oder elektronische Musik, wir glauben, dass diese Musik euer Gehör verdient hat!

Tobi Kirsch & Ubbo Gronewold, June 2018