In der Poesie von Ultimate Success Today, dem fünften Album des Detroiter Post-Punk Quartetts Protomartyr, herrscht Dunkelheit. Das Thema vom Ende der Dinge, vor allem der menschlichen Existenz, ist darauf omnipräsent. Manch einen wird es an Cormac McCarthys "The Road" erinnern. Day Without End, der erste Song, gibt bereits den Ton für das gesamte Album an. “This is the dawning of the day without end / when fear steps into light”. Die Musik klingt hier zart, luftig und gleichzeitig getragen von Alex Leonards eindringlichen, metallischen Schlagzeugpart und Scott Davidsons interpunktierenden Basslinie.

Immer wieder hören wir exquisite, subtile Beigaben von Instrumenten wie dem Altsaxophon, der Bassklarinette, Flöte oder dem Chello, die die Gitarre bereichern, anstatt mit ihr zu kämpfen. Sie tragen dazu bei, eine eigene harmonische Wall Of Sound zu kreieren. Kein Zufall. Gitarrist Greg Ahee wollte andere Texturen als nur Gitarren-Pedals verwenden, und die Drone-Qualität einiger dieser Instrumente versetzt den Gesamtklang in eine warme, hallreiche, aber alles verzehrenden Landschaf, der sich Joe Caseys Singstimme andient. Ultimate Success Today wurde in den Dreamland Recording Studios, einer Kirche aus dem späten 19. Jahrhundert im Norden des Staates New York, aufgenommen. Die Kirche verfügt noch immer ihre ursprünglichen hohen Gewölbedecken, womit ein natürlicher und beizeiten unheimlicher Hall eingefangen werden konnte. Die Band koproduzierte die neuen Songs zusammen mit David Tolomei, der schon für John Cale, Dirty Projectors, Girlpool und Lower Dens arbeitete. Tolomeis Plan war es, das Wesen dieser Kirchenarchitektur einzufangen. Und er sollte darin erfolgreich sein. Denn der aufgenommene Klang verstärkte letztlich die Album-Idee des Verschwindens, die sich vor Ort ganz praktisch im sich Auflösen in den hohen Decken vermittelte.

Die Musiker, die für diese Aufnahmen zur Band gestoßen sind, sind Jemeel Moondoc (Altsaxophon), Izaak Mills (Bassklarinette, Saxophon, Flöte), Fred Lonberg- Holm (Cello) und Nandi Plunkett (Gesang). Sie wurden ermutigt, ihre eigenen Ideen einzubringen, um Ultimate Success Today zu einem gemeinschaftlichen und offenen Werk zu machen. Besonders die Blas- und Streichinstrumente bereichern die neuen Songs. Greg Ahee ließ sich hier von Bennie Maupins Klassiker des spirituellen Jazz der 70er Jahre Jewel in the Lotus inspirieren und davon, wie sich darauf alles im Miteinander bewegt. Offen und gemeinsam zu agieren, so der Ansatz, könnte uns stärker machen, denn “When the ending comes is it gonna run at us like a wild-eyed animal”. Den Song I Am You Now hält das Schlagzeug am Boden, während die Bassmelodie, die dröhnende Gitarre, das Cello und Saxophon auf ihm gemeinsame Sache machen, nur um sich am Ende zum großen Aufbegehren zu erheben. 

Ultimate Success Today bewegt sich wie ein Fluss in Wellen, die mal leise, mal laut, mal leer und voll sind. Doch sie fließen zusammen und schmiegen sich an die Poesie von Casey. Von Day Without End bis zum letzten Song Worm in Heaven, "I was here / I was / or / never was", eins nach dem anderen ohne echte Unterbrechung, nur das Abklingen eines Tons oder einer Aufnahme. Unsere Welt hat einen Punkt erreicht, der uns Angst macht: Waldbrände, Überschwemmungen, Erdbeben, Hunger, Krieg, Intoleranz... da sind Schreie der Verzweiflung. Gibt es Hoffnung? Gier ist die Krankheit, die das Leben in Gefahr bringt - “a floating shadow of a hand across my heart“.  "“I wish you well, I do / may you find peace in this world”. (Worm In Heaven) - Ana da Silva