Gegen Stumpfsinn
und Langeweile

aus dem Äther.

VOM WESEN DER NATUR

Zwei Jahrhunderte empfundener Kunst. Die Sammlung Andreas Gerritzen

28.10.2023 — 01.04.2024

Vom Wesen der Natur“ stellt eine bemerkenswerte Privatsammlung von gegenständlicher Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, aber auch Einzelpositionen der Gegenwart vor. Das Hauptaugenmerk gilt der europäischen Landschaftsmalerei des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts sowie Höhepunkten der Stillleben-Malerei, in denen die Huldigung von Schönheit und das Wissen um Vergänglichkeit zu einem kontemplativen Moment zusammenfinden.

Das Sammelgebiet von Andreas Gerritzen beginnt zu dem Zeitpunkt, zu dem fortschrittlich gesinnte Maler selbstbewusst die Vormachtstellung der Historienmalerei in Frage stellen, ihre Ateliers verlassen und die Natur unter freien Himmel studieren. Nicht das Erhabene und Dramatische, sondern gerade das Unspektakuläre rückt damit in den Fokus – damals ein unerhörtes Vorgehen. Verschiedene Witterungen und Lichtverhältnisse genau zu erfassen, um eine getreue Schilderung der Natur zu geben, darum geht es den Malern der Schule von Barbizon. Um 1830 wendet sich diese Gruppe von der klassisch-idealistischen Landschaft, wie sie die Akademien befürworten, ab und ersucht nun den unmittelbaren Natur-Eindruck festzuhalten. Camille Corot und Charles-François Daubigny – zwei ihrer Protagonisten – sind in der Ausstellung ebenso vertreten wie Max Liebermann, Carl Spitzweg oder Peter Burnitz, die den französischen Vorreitern ihre Referenz erweisen. Ähnlich wie die Düsseldorfer Maler Johann Wilhelm Schirmer oder Carl Friedrich Lessing tragen sie zur Selbst-Ermächtigung der Landschaftsmalerei bei, die dann in den Gemälden Camille Pissarros einen weiteren Höhepunkt finden.

Zwischen der getreuen Schilderung der erdig-klumpigen Moorlandschaft und einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem Charakter einer Landschaft changieren auch die Gemälde, die Otto Modersohn ab der Wende zum 20. Jahrhundert schafft. Gemeinsam mit den weiteren Malern der Künstlerkolonie Worpswede wie Hans am Ende oder Fritz Overbeck bilden seine Werke einen bedeutenden Schwerpunkt der Ausstellung. Den Worpsweder Gemälden, zu denen auch ein Werk Paula Modersohn-Beckers zählt, werden die figürlichen Plastiken von Gerhard Marcks, Joachim Karsch oder Ernst Barlach zur Seite gestellt. Wie auch ihr Künstlerkollege Edwin Scharff machten sie es sich zur Aufgabe, ein eindringliches Bild einer bestimmten Person zu entwerfen und doch zugleich eine allgemein gültige Vorstellung über das Mensch-Sein an sich zu geben.

Datum: 
Samstag, 28. Oktober 2023 - 13:00
Ort: 
Edwin Scharff Museum Kunstmuseum & Kindermuseum Neu-Ulm Petrusplatz 4