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Cineasta :: No Mans Land

Wenn man "No Man's Land" etwas vorwerfen kann, dann vielleicht die ein oder andere Charakterisierung: der Deutsche muss natürlich pünktlich erscheinen, die Reporterin ist selbstredend quotengeil und ihr Fernsehmanagment skrupellos, sofern man Exklusivmaterial bekommt. Aber Tanovic hält sich mit plumper Medienkritik glücklicherweise zurück, entlarvt auf bissige Weise die Unfähig- und Überflüssigkeit der UN-Truppen, zeigt aber auch die Sinn- und Handlungsunfähigkeit der verfeindeten Seiten. Während die einen immer nur "Yes, Yes, Yes" sagen, um einfach nur in Ruhe gelassen zu werden, schicken die anderen einen unerfahrenen Soldaten zur Grenze, weil es ja sowieso keine Rolle spielt und er in einer halben Stunde eh zurückkehrt.

Was Tanovic allerdings am besten hervorhebt, ist der unerklärliche Hass, der beide Seiten aufreibt. Warum Chiki und Nino nämlich derart verfeindet sind, ist den beiden selber nicht ganz klar und Tanovic macht in der leichten Annäherung der beiden sehr schön deutlich, dass unter anderen Umständen hier vielleicht nicht die beste Freundschaft entstanden wäre, aber doch problemlose Nachbarschaft - bestünde nicht die gesellschaftlich und religiös aufoktroyierte Feindseligkeit zwischen ihnen. Dabei scheint es längst nicht mehr darum zu gehen, warum der Krieg überstanden ist, sondern nur, wer ihn begonnen hat. Wie kleine Kinder streiten sich die beiden, wer denn nun mit dem Streit angefangen hat, aber Tanovic bleibt ebenso entschlossen und ernst, wenn es darum geht, die Eskalation konsequent ins Absurde zu führen.

Und so kommt schließlich das Unvermeidliche: beide Seiten überleben den Konflikt nicht, obwohl kein wirklicher Grund für ihren gegenseitigen Tod zu finden ist. Man hasst sich, weil man nun mal nicht zur selben Seite gehört, die persönliche Vernunft, die zwischenzeitlich sichtbar wurde, ist nicht stark genug, den gesellschaftlichen Konflikt zu überwinden. Man stirbt fürs Vaterland, aber warum, weiß keiner so recht.

Nachdenklich stimmende, vorbildlich leise Satire aufs Kriegsgeschehen

(Quelle: filmspiegel.de via cineasta.de)

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