Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW08 22.02. - 28.02.2016

Berliner Schule / Protopop

Artist: 
Isolation Berlin
Erschienen: 
18.02.2016
Label: 
Staatsakt/RTD

Zeitgleich mit dem Debütalbum fassen Isolation Berlin ihre beiden EP’s plus Bonusmaterial auf einer Platte zusammen. Das wird nicht nur ihre Fans freuen, sondern ermöglicht denjenigen, die mit „Und Aus Den Wolken Tropft Die Zeit“ Erstkontakt aufnehmen, den Was-bisher-geschah Blick auf den musikalischen Werdegang des aus Tobias Bamborschke (Gesang), Simeon Cöster (Schlagzeug), Max Bauer (Gitarre) und David Specht (Bass) bestehenden Quartetts. Die Musik der Vier, die alle anderen Bands ihrer Heimatstadt doof finden, bekam das Label Berliner Schule verpasst. Protopop nannte es ein Tonmeister und diese beiden Begriffe trägt nun der Sampler in der Überschrift. Die Tracks der bereit 2014 erschienen ersten Liedersammlung lassen vermuten, warum Isolation Berlin zunächst in der Nähe von Ton Steine Scherben angesiedelt wurden. Weniger wegen des verwegen-coolen Hausbesetzter-Outfits, eher wegen dem Rauch Haus Flair in einigen Songs. Aber in erster Linie deshalb, weil ihr Sänger den Geist Rio Reisers unverschämt schön in „Alles Grau“ beschwört und sich mit Zeilen wie „Ich hab` endlich keine Träume mehr/Ich hab` endlich keine Hoffnung mehr/Ich hab`endlich keine Emotionen mehr/Ich hab` keine Angst vorm Sterben mehr“ zum Sprachrohr desillusionierter Jugendlicher macht.

Aber es ist nicht alles grau. Nicht, weil „Rosaorange“ bunt klingt (was der zugehörige Text schnell ändert), sondern weil sich unter die Stücke beschwingter Indie-Pop mit Pulp Affinität mischt. Das namensgebende „Aquarium“ ist dafür Referenz, auch „Lisa“ lässt den hellen Streif am Horizont leuchten. Die Körper-EP erschien kaum ein halbes Jahr später. Doch hat sich der Sound bereits verändert. Kompakter klingt alles, neue Inspirationen aus der deutschen Post-Punk Ecke hielten Einzug. Es hatte den Anschein, als wäre die innovative Stimmung vom Westberlin der Achtziger in die Rillen gepresst worden, als hätte sich die Band vorgenommen, den Soundtrack vom „B-Movie“ allein einzuspielen. Neben dem gebremsten „Der Bus Der Stillen Hoffnungen“ stehen die krachenden „Meine Damen Und Herren“ und „Prinzessin Bordeline“ für den erweiterter Sound, kongenial ergänzt durch die Gänsehaut-Prosa zwischen Bukowski und Diskurs in den Texten. Höhepunkt ist das siebenminütige Schlussstück, welches den Namen der Band trägt. Ein ausgekotztes Stück Hassliebe zum Heimatort, ausgiebig zelebriert und vergleichbar mit dem großen Titelstück von den Staatsakt Label Kollegen Ja, Panik auf „DMD KIU LIDT“, nur viel lauter. Zwei Cover-Bonbons gibt es obendrauf. Zum einen Nina Hagens „Fall In Love Mit Mir“, in der die Jahrmarktorgel unausweichlich zum Fußwippen führt, zum anderen – beinahe zwangsläufig – „Isolation“ von Joy Division, was in seiner deutscher Übersetzung nicht nur wegen des Titels den Jungs auf den Leib geschneidert scheint. (Quelle: Musikblog / Matthias)

Tracklisting 01 – Aquarium 02 - Lisa 03 - Alles Grau 04 - Rosaorange 05 – Fall in love Mit Mir 06 - Isolation 07 - Der Bus der stillen Hoffnung 08 - Prinzessin Borderline 09 - Körper 10 - Meine Damen und Herren 11 - Isolation Berlin Die Band Tobias Bamborschke(Gesang, Gitarre) Max Bauer (Gitarre, Orgel) David Specht (Bass) Simeon Köster (Drums)

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