Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 

LOVE (kw 05 01.02-07.02.2016)

Artist: 
Get Well Soon
Erschienen: 
28.01.2016
Label: 
CAROLINE / Universal

It´s LOVE! - Könnte man an dieser Stelle zum Einstieg schreiben. Das würde dann auch stimmen, wäre jedoch reichlich platt und das könnte passen, zur neuen “Liebe-Weihnachtscompilation 2013”, aber doch nicht zu Get Well Soon, der Ein-Mann-Band um Konstantin Gropper, mit seiner wunderbar rauchigen, vor Melancholie triefenden Stimme, dem Kritikerliebling schlechthin: Ob in der “FAZ”, der “Welt” oder der “Augsburger Allgemeinen” - Jeder liebt sie, die neue Platte von Get Well Soon - Wir auch.

An dieser Stelle stellt sich die Frage: Warum? Die, für uns, beste Antwort wäre: Hört am Sonntag um 18 Uhr free FM, dann werdet ihr schon sehen, oder hören. Aber das wäre doch reichlich Langweilig. (Vielleicht habt ihr gar kein Radio mehr und hört nur noch Spotify') Deshalb kurz gesagt: Das Teil klingt, erstens, gut und trägt, zweitens, eine so märchenhafte Indie-Folk-Atittude vor sich her, dass wir Musiknerds schon die 30 Euro für die Platte rausgeworfen haben, bevor wir überhaupt "Pressekopie" sagen können.

Die Frage nach dem Warum ist damit aber auch nicht geklärt! Wir wollen sie hier, liebevoll, in eben diese zwei Punkte trennen und einzeln beleuchten, wie das Stück Graß zwischen den so großartig gezeichneten Bären auf dem Cover von “LOVE”.

Damit sind wir bereits bei zweitens: Die Atittude.

Für den modernen Hipster wird “LOVE”, von Get Well Soon, gleich mehrere Sehnsüchte erfüllen. Die wundervollen Bären auf dem Cover, wahrscheinlich gemacht für die leicht rauen 12” aus Pappe. Schon auf dem Bildschirm leuchtet das Cover von “LOVE” wie eine perfekt gealterte Schallplatte. - Wir müssen uns anstrengen, jetzt nicht einen schlechten Vergleich zur Liebe zu bringen.

Vom Analogen ins Digitale, stechen die zwei Videos hervor. Beide erzählen eine Geschichte rund um die Liebe. Beide lassen einen gar schmerzenden Kontrast zwischen Film und Musik entstehen. Schmerzend, weil der Kontrast so wahr ist, vor allem im Titelstück “It´s Love”.

“Ich finde bedingungslose Liebe immer auf eine Art krankhaft. Einen Idealzustand der Liebe zu benennen, ist schwer. Sie schlägt schnell in Richtungen aus, die nicht gesund sind.”, sagt Gropper in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Im Film selbst schneidet Udo Kier im Kaschmirpullover Fenchel, so märchenhaft, wie man Fenchel überhaupt schneiden kann, und pult in gebügelter Schürze Garnelen. Dann klingelt es, 2 Zeugen Jehovas: “Sir, we would like to offer you love.” - Die Antwort: “I don´t need love.”

Zum dritten mal sind wir beim “Warum”. Die Musik trumpft mit pompösen Trompeten auf, das Video mit einer Wende. Der Fenchel liegt neben den Garnelen auf dem Tisch, wir wollen es erst nicht glauben, zu wahr wäre die Situation: Bildlich wie Buchstäblich. Udo Kier isst, füttert. Dann muss das Mädchen zurück in den Keller.

Und danach erscheint ein Logo. Das Logo der “Bild und Ton Fabrik”, der Produktionsfirma, welche als “Neo Magazin Royale” Schöpfer und Macher unzähliger Indie-Art-Musikfilme den Traumarbeitgeber der hippen U25 Generation darstellt.

Konstantin Kropper studierte in der Pop-Akademie in Mannheim. Das ist wichtig um die Brücke zur Musik zu schlagen, aber auch um die so perfekte Außenwirkung von Get Well Soon zu erklären. Denn hier wird nicht nur das Spielen, sondern auch das Vermarkten gelehrt. - Den etablierten free FM Hörer erfreut diese Information wohl kaum. Und auch bei uns gab es Diskusionen: Darf das vierte Album von Konstantin Gropper überhaupt Platte der Woche beim nichtkommerziellen Radio werden?

Und damit kommen wir endlich zu erstens: Der, gute, Klang.

Eigentlich stellen Get Well Soon eine Ein-Mann-Band dar. Fast alles komponiert, spielt und singt er in seinem Schlafzimmer ein, arbeitet am perfekten Pop. Trotzdem mangelt es nicht an Instrumenten, es gibt Bläser, Streicher, ganz viele Keyboards. “Written by Konstantin Gropper / Produced by Konstantin Gropper”, steht auch auf unserer Pressekopie, unseren farbig weiß-roten 12”. Liebe ist das Leitmotiv des Albums, der Texte - der Melodien. Da darf sich die Platte auch mal, buchstäblich, um kitschig rote Herzen drehen.

Warum wir uns jetzt um die Frage des guten Klang herum schreiben? Weil ihr doch eigentlcih nur unsere Sendung hören sollt, - und, vielleicht weil das im Fall von “LOVE” so schwer ist. Gerade wenn man keinen akademischen Abschluss in Pop-Musik hat. Das ist große Musik, mit großen Texten und großen Videos. Alles zum Thema Liebe. Alles stimmt. Ruhig und Lebhaft mischen sich angenehm. Fast ein bisschen Langweilig auf Dauer. Also?

Darum.

"LOVE" hört Ihr von Montag bis Freitag um 14.15 Uhr bei den Soundchecks und am Sonntag um 18 Uhr im Platte der Woche Spezial! (Ganz und komplett.)

01 It's A Tender Maze
02 It's A Catalogue
03 Eulogy
04 It's An Airlift
05 It's Love
06 Marienbad
07 33
08 Young Count Falls For Nurse
09 I'm Painting Money
10 It's A Mess
11 It's A Fog

Frühere Platten der Woche