Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW39 | 22.09. bis 28.09.2014

Please

Artist: 
Sondre Lerche
Erschienen: 
18.09.2014
Label: 
Mona Records/ Yep Roc /Cargo

Mit dem zwischen Bergen und Brooklyn aufgenommenen Please, dem eingängigsten und zugleich emotionalsten Album seiner Karriere, präsentiert Sondre Lerche ein vollkommen anderes „Scheidungs-Album“: „Say it to yourself in a different voice“, lautet eine Zeile des Songs „Crickets“. Und das tut Sondre Lerche mit jedem neuen Anlauf, jedem neuen Track.

Der Moment, in dem es einem Künstler gelingt, sein Leid, seine Trauer, seinen Schmerz in ein neues Werk zu verwandeln, ihn zu kanalisieren und daraus etwas Neues zu erschaffen, zählt gewiss zu den größten und unbegreiflichsten Phänomenen, die das Menschsein auszeichnen. Handelt es sich bei diesem Schmerz um eine Scheidungsangelegenheit, und wird als Kunstform die Musik gewählt, gehen die Resultate historisch betrachtet eher in Richtung Klagelied (z.B. „Blood On The Tracks“ von Dylan oder auch „Blue“ von Joni Mitchell). Please jedoch, das am im September erscheinende, neue Album von Sondre Lerche, ist da ganz anders gestrickt:

Obwohl es nur kurz nach der Scheidung von seiner Frau entstanden ist, mit der er acht Jahre lang zusammengelebt hatte, klingt Please zugleich übersprudelnd und fokussiert, wenn minimalistische Electro-Elemente auf schlanke Produktionen treffen. Die neuen Songs klingen zielgerichtet, nach neuer Energie: Lerche stellt die großen romantischen Ideale den nicht selten im Chaos endenden Versuchen gegenüber, diese Ideale tatsächlich zu erfüllen, und er nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, versteckt nichts vor seinen Zuhörern: Man hört ihn stöhnen, hört ihn aufheulen, nichts wurde im Nachhinein versteckt, geschönt oder unter den Schneidetisch fallen gelassen.

Zwar hat Sondre Lerche schon immer die Liebe in seinen Songs thematisiert, aber die Resultate klangen noch nie so direkt, so ursprünglich, so sexuell aufgeladen wie hier. Die Melodien sind zwar noch immer unverkennbar aus seiner Feder, aber sie kommen jetzt weniger aus dem Kopf, sondern aus dem Bauch heraus – sie sind körperlicher als das auf den Vorgängern der Fall war.

Seit der Veröffentlichung seines gleichnamigen Albums im Jahr 2011 und des Live-Albums Bootlegs im Jahr darauf hatte Sondre Lerche kaum Zeit zum Durchatmen: Eine internationale Tour führte den 31-jährigen Norweger rund um den Globus, dazu veröffentlichte er den Scott-Walker-Coversong „The Plague“, eine „Public Hi-Fi Sessions“-12“, aufgenommen mit Jim Eno von Spoon, und verbrachte einen Großteil des Jahres 2013 damit, den gefeierten Soundtrack für den Sundance-Hit „The Sleepwalker“ zu kreieren, das Regiedebüt seiner Ex-Frau Mona Fastvold.

Tracklist:
01 Bad Law
02 Crickets
03 Legends
04 At Times We Live Alone
05 Sentimentalist
06 Lucifer
07 After the Exorcism
08 At a Loss for Words
09 Lucky Guy
10 Logging Off

Tourdates:
03.11.2014 Berlin - Berghain Kantine
04.11.2014 Köln - MTC
06.11.2014 Hamburg – Prinzenbar

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