Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW08 | 17.02. bis 23.02.2014

Strom

Artist: 
The Who The What The Yeah
Erschienen: 
21.11.2013
Label: 
monkey / Rough Trade

Leute, es wird langsam langweilig. Kreisky. Das Trojanische Pferd. Ja, Panik! Die üblichen Verdächtigen. Das können, bei allem Respekt, doch nicht die einzigen sein, die anno 2014 singen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Und die dabei etwas zu sagen haben. Diskursrock? Das überlassen wir lieber mal den Germanen.

Denn natürlich sind Hamburg und Berlin und Düsseldorf vergleichsweise übermächtig. Und Namen wie Fehlfarben, Die Goldenen Zitronen, Tocotronic, Blumfeld oder Kettcar nicht so leicht vor der Tür zu lassen. Aber – und das hat, pardon!, die Wiener Schule immer ausgezeichnet –, man hat aus all den Vorlagen, Einflüssen und Vorbildern etwas Eigenes, Eigentümliches, Eigenständiges gedrechselt. Etwas, das sich wenig scheißt. Und entweder mit lautleiser Ironie, mit nochmals gesteigerter Intellektualität oder fast schon autistischer Unbeirrtheit seinen Weg geht.

The Who The What The Yeah gehören wohl in letztere Kategorie. The Fuck! Nach zwei Alben („Blackbox“, 2009 und „Nervöse Welt“, 2011, beide auf Konkord) zielt man mit „Strom“ direkt auf das Herz der Finsternis. Das anno 2005 gegründete Quartett – Martin Konvicka (voc, git), Lukas Müller (git, key), Navid Djawadi (b), Tobias Wurscher (dr) – ist einmal mehr „wütend, tanzbar, wortgewaltig“ (The Gap) und „bewegt auf der ganzen Füße-Bauch-Hirn-Achse“ (alles-ist-pop.de). Aber hinter all dem Wortgeklingel steckt hier hörbar eine Verbissenheit, Ernsthaftigkeit und seriöse Aggressivität, die einen Pressetexte schon nach kurzem Hineinriechen aus der Hand legen lässt. Songs wie „Blackhole“, „Schnitt“, „Frost“ oder die erste Single „Neuseeland“ sind Anti- Kuschelrock par excellence. Und die seziermesserscharfen, deutschsprachigen und somit unmissverständlichen Texte lassen wenig Raum für ausweichende Interpretationen.

Produziert hat Hans Platzgumer, der ja allein von seiner Musikerhistorie her eine enge Seelenverwandtschaft vermuten lässt. Schon beim Durchhören der Demos meinte er, dass das vorliegende Album ein elektrisches wird, ein opus magnum, auf dem jedes akustische Instrument nur die Energie rausziehe. Tatsächlich ist auf „Strom“ keine Akustikgitarre, kein Streichinstrument, kein Klavier zu hören. Dafür (oder dagegen) ein „Strom aus Worten und Musik“ („Stormtrooper“), der sich als glühendroter Faden durch die Stücke zieht. Verstimmung erwünscht? Gern doch.

Da wird Szene-Freunderlwirtschaft („Schnitt“) fixiert und zugleich die eigene Distanznahme („Dis“), Kälte und Isolation nachgefühlt („Frost“), der Tod beschworen („Forest“) oder auch eine permanente Unruhe und Aufbruchsstimmung („Dresden“).

Diese Band steht unter Strom.

Tracklist:
01. Blackhole
02. Neuseeland
03. Stormtrooper
04. Schnitt
05. Dis
06. Atlant
07. Dresden
08. Palindrom
09. Forest
10. Frost
11. Helsinki

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