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Programm

südnordfunk #111

Politischer und (para)militärischer Kampf von Frauen* im Globalen Süden

Diesmal geht's im südnordfunk um weibliche Kämpferinnen. Frauen* kämpfen an vielen Fronten: seien es politische Kämpfe wie im Feminismus oder auch - ganz wörtlich - physische, militärische Auseinandersetzung mit Waffen. Ist von kämpfenden Militärs die Rede, so kommen einem nur selten als erstes weiblich gelesene Personen in den Sinn. Zu sehr ist Krieg mit Männlichkeit oder gar toxischer Männlichkeit assoziiert.

Doch auch Frauen griffen seit jeher zu den Waffen. Weil sie mussten oder weil sie es wollten. Für manche war und ist es ein Akt der Emanzipation, oft werden sie schlicht und ergreifend gebraucht.

In dieser Sendung schauen wir exemplarisch Kampfkontexte, in denen Frauen kämpferisch ihr Leben einsetzen, wenn es sein muss, auch mit Waffengewalt. Wir bewegen uns nach Kolumbien, wo die paramilitärische Guerilla Truppe FARC aktiv ist, nach Tigray, wo sich in den 1980er Jahren für Frauen die Chance bot, im Kampf gegen ein repressives Regime aus ihren Geschlechterrollen auszubrechen. Und wir schauen in den Iran, der leider wieder weitgehend von der medialen Bildfläche verschwunden ist; die Proteste und vor allem Repressionen gehen aber ungehindert weiter. Zuerst fällt der Blick in den Sudan, wo seit April erneut Krieg herrscht.

Ambivalente Gleichberechtigung in der Tigrinischen Befreiungsfront

Die Volksbefreiungsfront von Tigray ist für ihren hohen Anteil an Frauen bekannt, die damals gegen das äthiopische Derg Regime und jüngst im Bürgerkrieg mit der Zentralregierung ihre Waffen erhoben. In den 1980ern nutzten Frauen den bewaffneten Befreiungskampf als Gelegenheit, ihre Teilnahme mit dem Streben nach Gleichberechtigung zu verbinden. Frauen entwickelten während des historischen Bürgerkriegs eine kollektive Identität, die auch androgyne Einstellungen und Verhaltensweisen umfasste, die traditionellen Geschlechternormen widersprachen. Zwischen dem persönlichen Streben für gleiche Rechte und einer propagandistischen Mobilmachung für den Machtkampf liegen tiefe Abgründe. Angela Veale erinnert sich an Probleme bei der Demobilisierung, und Beza Negewo Oda beleuchtet die Narrative ehemaliger Kämpfer*innen.

Was, wenn wir die Macht hätten? Tagebuch einer Guerillera

Wenn Frauen zu den Waffen greifen, bewahrt sie das nicht davor, als Erstes auf ihr Äußeres reduziert zu werden. So auch im Fall von Tanja: das „hübsche Gesicht“ der Guerilla wurde sie genannt (so titelte einst die FAZ). Über diese facettenreiche Persönlichkeit hat Marcel Mettelsiefen eine spannende Dokumentation gedreht: „Tanja - Tagebuch einer Guerillera“. Britt Weyde hat sich den Film angeschaut.

Tanja, eine niederländische Studentin, reist nach Kolumbien, um ihre Leidenschaft für die Rechte der Bauern zu erforschen. Dort trifft sie auf die FARC, eine linksgerichtete Guerilla-Gruppe, und schließt sich ihnen an. Schnell wird sie zum Gesicht der Organisation bei Entführungen und Bombenanschlägen und steigt in den Rängen auf. Als Schlüsselfigur bei den Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung spielt sie eine wichtige Rolle bei der Beendigung des Krieges. Heute, viele Jahre später, lebt Tanja in ständiger Angst um ihr Leben und ihre Freiheit. Sie hat sich von der FARC distanziert und öffentlich ihre Verurteilung der terroristischen Methoden der Gruppe ausgesprochen. Doch ihre Vergangenheit lässt sie nicht los und sie fürchtet, dass sie immer noch ins Visier der FARC geraten könnte.

Kriegerinnen* und Friedensengel – Weibliche Diversität in kriegerischen Auseinandersetzungen im Globalen Süden

Unsere südnordfunk Kolleginnen Lisa und Antonia erhielten letzten Sommer den Zuschlag für ein Recherchestipendium des Journalistinnenbunds. Ihr Arbeitstitel lautet: Kriegerinnen* und Friedensengel – Weibliche Diversität in kriegerischen Auseinandersetzungen im Globalen Süden. Inhaltlicher Schwerpunkt liegt für die beiden Autor*innen auf dem Sudan.

Vor allem Frauen und junge Menschen jagten im Frühjahr 2019 den Diktator Omar Al-Baschir mit friedlichen, entschlossenen Protesten aus dem Amt. Viele von ihnen warnen seitdem unermüdlich: Solange die Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Sudan weitergeht und die Täter in der Übergangsregierung sitzen, kann es keinen Frieden geben. Seit April herrscht wieder Krieg im Land zwischen dem sudanesischen Militär und der paramilitärischen Einheit Rapid Support Forces (RSF). Lisa und Antonia sind u.a. in Kontakt mit der Sudanesischen Frauenrechtsaktivistin Manal Alawal, die mittlerweile ihr Land verlassen musste. Im südnordfunk berichtet Lisa von der Zusammenarbeit mit Protagonistinnen vor Ort und der Lage im Sudan.

(Quelle: südnordfunk im August - Female Fighters – politischer und (para)militärischer Kampf von Frauen* im Globalen Süden - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

Sendedatum

17. Aug. 2023 | 18:00

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