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Aus Print mach mehr - iz3w on Air! So die Devise der Zeitschriften-Redaktion des Informationszentrum 3. Welt in Freiburg (iz3w). Mit dem südnordfunk sendet das iz3w seit Juni 2014 eine monatliche Magazinsendung bei Radio Dreyeckland in Freiburg. Mit ausgewählten Inhalten und Debatten und Stimmen aus dem globalen Süden. Jetzt auch auf Radio free FM. Siehe auch Radio Dreyeckland - südnordfunk

Sendungsblog

südnordfunk #119

Ölpipelines und Steinkohle für eine inklusive Energiewende?

In dieser Sendung schauen wir auf fossile Aktivitäten in Kolumbien und in Ostafrika. Zunächst nach Uganda. Mit seinem letzten Energiebericht hat das dortige Ministerium für Energie den Begriff der inklusiven Energiestrategie stark betont. Inklusive meint hier: alle Möglichkeiten der Energiegewinnung in Betracht ziehen. Auf dem Weltklimagipfel in Dubai gruppierten sich viele Länder des Globalen Südens um diesen Begriff, um die Nutzung ihrer fossilen Vorräte - also einen Stopp der Fossilen - zu verhindern.

Zurzeit haben etwa 30 Prozent der ugandischen Bevölkerung Zugang zu Elektrizität und weniger als sechs Prozent Zugang zu sauberen Brennstoffen zum Kochen. Insofern scheint es auf den ersten Blick zumindest ökonomisch nachvollziehbar, dass Uganda hofft, mit dem eigenen Öl die Energielücke zu schließen und in die Ölförderung zu investieren. Doch das Binnenland ohne Seehafen kann die eigenen Ölvorkommen nicht ohne ausländische Investoren zu Tage fördern. Und ohne die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten Kenia und Tansania kann Uganda schwerlich raffinierten Treibstoff ins Land importieren.

Ein Grund mehr, für die eigene Energiesicherheit auf fossile Energie zu verzichten und auf erneuerbare Energie zu setzen, auf Wind, Wasser und Sonne – so könnte man meinen. Doch: Uganda ist eine treibende politische Kraft bei der Erschließung fossiler Ölreserven und dem Bau von Pipelines. Seit 2006 bemüht sich Uganda darum, eigene Rohölreserven im Westen des Landes nutzbar zu machen. Diesen Monat soll mit dem Bau der Ostafrikanischen Rohölpipeline begonnen werden – um darin Rohöl vom Albertsee bis an den Indischen Ozean zu transportieren und von dort auf den Weltmarkt zu verschiffen. Uganda und Tansania haben die Vorbereitungen zum Bau der Pipeline laut ostafrikanischer Medienberichte weitgehend abgeschlossen, doch es gibt auch Widerstände.

Gemeinsam mit unserem Partner Witness Radio Uganda berichten wir in den kommenden Monaten vermehrt über die Zweifel und Repressionen, die mit dieser Pipeline aufkommen. Heute werden wir einen Überblick über dieses fossile Megaprojekt geben.

In der zweiten Hälfte der Sendung schauen wir nach Kolumbien. Das Land gilt für Deutschland als Schlüsselpartner in der Energiewende. Der Import von Kohle ist Teil davon.

Kolumbien – für die deutsche Wirtschaft ein Schlüssel­land bei der Energie­wende?

»Deutschland und Kolumbien verbindet der Übergang von der fossilen in die erneuerbare Energieerzeugung«, so Wirtschaftsminister Robert Habeck. Aktuell ist Kolumbien ein wichtiger Zulieferer von Steinkohle, die bis 2030, zum beschlossenen Kohleausstieg, in deutschen Kraftwerken verfeuert wird. Danach soll das Land in Südamerika Lieferant grünen Wasserstoffs werden. Die negativen Folgen des jahrzehntelangen Kohleabbaus sind in den betroffenen Regionen schon heute allgegenwärtig. Was fordern die betroffenen Menschen in Kolumbien von der deutschen Politik und Wirtschaft? Ein Beitrag von David Graaff.

Ugandas Öldilemma: Kontro­versen um das schwarze Gold

In der Region Hoima in Uganda wurden 2006 Ölvorkommen entdeckt. Diese stehen im Zentrum einer Kontroverse: Auf der einen Seite macht sich die ugandische Regierung Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung, auf der anderen Seite gibt es Zwangsumsiedlungen, unzureichende Entschädigungen und Umweltbedenken. Einen Einblick in ihre jeweiligen Perspektiven auf den geplanten Bau der ostafrikanischen Rohölpipeline EACOP gewähren Anwohner*innen, eine Umweltschützerin und die Ministerin für Energie und Mineralien in Uganda. Einführend fassen Geoffrey Ssebaggala von Witness Radio Uganda und Julia Duffner vom südnordfunk die Kontroversen zusammen und informieren über Hintergründe des geplanten Baus der Pipeline.

Zu Wort kommen die Anwohner*innen Twijjikye Wilberforce, Wellen und Tugume Racheal, zudem Diana Nabiruma von Africa Institute for Energy Governance (AFIEGO) sowie Ruth Nankabirwa vom ugandischen Entwicklungsministerium für Energie und Mineralien. Eine gemeinsame Produktion von Witness Radio Uganda und dem südnordfunk.

 

EACOP Schlagzeilen & Hintergründe | Teil 2 | April 2024

… rund um die East African Crude Oil Pipeline EACOP, das fossile Megaprojekt der Ostafrikanischen Rohölpipeline und zur fossilen Energiewirtschaft in Ostafrika

Lizenzen für Erdgas, LNG und Erdöl in Ostafrika +++ Ölexport von der DR Kongo anvisiert +++  Arbeitet die halbstaatliche chinesische Ölgesellschaft CNOOC mit dem ugandischen Militär zusammen? Fischergemeinden von der Ölförderung betroffen +++ In Planung: Eldoret-Kampala-Kigali Pipeline für raffinierte Erdölprodukte +++ Festnahmen und Einschüchterungen von Jurist*innen und Umweltexpert*innen in Tansania und Uganda +++ Klage gegen Rückversicherer wie die MARSH MCLennon Group +++

(Quelle: südnordfunk #119 | Ölpipelines und Steinkohle für eine inklusive Energiewende? - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

südnordfunk #118

Medienaktivismus in Uganda | Ölpipeline in Ostafrika

Der südnordfunk wird in den kommenden Monaten über das Geschehen rund um die East African Crude Oil Pipeline berichten, dank eines Kooperationsprojektes mit dem Witness Radio Uganda. Das Witness Radio leistet anwaltschaftliche Begleitung von Gemeinden, die von dem geplanten Bau der längsten beheizten Pipeline der Welt betroffen sind. Mehr dazu in dieser Sendung in einem Interview mit dem Witness Radio. Mit den Pipeline News wird der südnordfunk in den kommenden sechs Monaten ein monatliches Update zu sozialen Kämpfen rund um den im April beginnenden Pipelinebau in Uganda und Tansania geben.

Außerdem in dieser Sendung: Interview mit der panafrikanischen Künstler*innengruppe Faso Kele zu Klimagerechtigkeit. Und: Ein Taxifahrer und ein Mitglied von Afrique-Europe-Interact berichten über den Bau einer Metro in der westafrikanischen Küstenmetropole Abidjan.

EACOP Schlagzeilen & Hintergründe (Teil 1)

… rund um die East African Crude Oil Pipeline EACOP, das fossile Megaprojekt der Ostafrikanischen Rohölpipeline

Aktionen gegen den Bau der EACOP +++ Rückzug der österreichischen isoplus Fernwärmetechnik aus dem Joint Venture +++ Finanzinstitute scheuen Risiken +++ Berufungskammer des Ostafrikanischen Gerichtshofes entscheidet über Zulassung der Klage von vier ostafrikanischen zivilgesellschaftlichen Organisationen gegen den Bau der EACOP +++ Pipeline Management spendet Zement an Betroffene von Starkregen +++ Aktueller Stand des Pipelinebaus

 

»Unsere Mission ist es, Menschen zu befähigen, mit einer gemeinsamen Stimme anzutreten«

Medienaktivismus um die EACOP Pipeline

Uganda: Im Zuge des Baus der umstrittenen Ölpipeline EACOP sind zahlreiche Menschen in Uganda von Zwangsumsiedlung betroffen. Die ugandische Organisation "Witness Radio" (witnessradio.org) nutzt Radio, Informationstechnologien und soziale Medien als Tool, um gegen Landraub und soziale Ungerechtigkeit vorzugehen. Sie unterstützen so vor allem auch betroffene Menschen in ländlichen Gebieten. Dabei ist das Team von Kriminalisierung, Restriktionen sowie Angriffen auf Aktivist*innen und unabhängige Medienschaffende betroffen. Tonny Katende von Witness Radio über zivilgesellschaftlichen Widerstand, Medienaktivismus und Meinungsfreiheit in Uganda – und wie es möglich ist, die Regierung und Großkonzerne dennoch zur Verantwortung zu ziehen.

 

»Zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags kamen die Maschinen«

Wenn Häuser dem Bau einer Metro weichen müssen

Abidjan, Elfenbeinküste: Seit 2022 wird in Abidjan an einer 37 Kilometer langen, als Metro bezeichneten S-Bahnlinie quer durch das Stadtgebiet gebaut.  Damit soll die Verkehrssituation in der mit sechs Millionen Einwohner*innen größten Stadt der Elfenbeinküste signifikant verbessert werden. Täglich könnte eine halbe Million Menschen die Bahn nutzen, heißt es. In einer Veröffentlichung der Regierung vom November 2022 ist von 13.448 Personen die Rede, die der geplanten Bahnstrecke weichen mussten und entsprechend entschädigt wurden. Die Zahl der Betroffenen dürfte jedoch höher sein. Sind die Landrechte unklar, bleiben Betroffene außen vor. Lars Springfeld sprach in Abidjan mit Alassane Dicko vom Netzwerk Afrique-Europe-Interact und mit dem Taxifahrer Kwame Kassi Célestin, dessen Haus dem Bau der Metro weichen musste.

 

»Heutzutage braucht man kein Gold mehr«

Das panafrikanische Künstlerkollektiv Faso Kele betreibt klimaaktive Agrarökologie

Guinea: Die panafrikanische Künstler*innengruppe Faso Kele hat das Dorf Kurunkanfouga in Guinea gegründet. Dort versuchen die Künstler*innen mit Gleichgesinnten in der ökologischen Landwirtschaft ein Auskommen zu finden und sich an den Klimawandel anzupassen. Im Interview erklärt Minko Géant Vance, warum die Leute von Faso Kele mit Agrarökologie klimaaktiv das Land bewirtschaften. Auch das Klimaverhalten Europas kritisiert das Kollektiv und erläutert das eigene Verständnis von Klimagerechtigkeit.

(Quelle: südnordfunk #118 | Medienaktivismus in Uganda | Ölpipeline in Ostafrika - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

südnordfunk #117

Queere Bewegungen

Aktivismus gegen Homophobie

Die Anzahl der sich als queer definierenden Menschen steigt unaufhörlich, bei der so genannten Generation Z (14- bis 29-Jährige) geht man von 15 bis 30 Prozent aus. Und auch die Rechtslage hat sich in den letzten Jahrzehnten verbessert, vor allem im Globalen Norden. Im Globalen Süden gibt es aber immer noch unzählige Staaten, die ihre sexuellen Minderheiten verfolgen, statt sie zu schützen, bis hin zur Todesstrafe, wie beispielsweise in Iran und in Uganda. Wie gelingt es den queeren Menschen trotzdem, ihr Leben in Würde zu leben, welche Freiräume schaffen und erkämpfen sie sich und gibt es vor Ort queere Bewegungen, die politisch etwas erreichen können?

»Wenn die Generation Z älter ist, muss der Staat gehen.«

Iran: In Iran gelten mit die schärfsten Gesetze, was Homosexualität betrifft. Seit der Revolution 1978 wurden hunderte Menschen aus diesem Grund hingerichtet - sie werden es auch aktuell, vor allem junge Menschen, zum Zweck der Abschreckung. Die Queerfeministin, Aktivistin und Autorin Mina Khani lebt daher schon lange in Deutschland, ist aber in engem Kontakt mit der Bewegung und berichtet über die Situation vor Ort, ihre eigenen Erfahrungen und ihre Hoffnung trotz allem.

 

»Als wärest du eine Braut«

Kenia: Die Stimmung in Kenia wird feindlicher gegenüber queeren Personen. Kirchen und Moscheen erzeugen und verstärken häufig Vorurteile und hasserfüllte Stimmen. Eine queere Organisation in Mombasa gibt den Glauben an sie trotzdem nicht auf und verbündet sich mit Priester*innen und Imamen.

 

»Der homophobe Aktivismus wurde importiert.«

Uganda: Seit der Verschärfung des Anti-Homosexualitätsgesetzes in Uganda im Mai 2023 wurden Schutzräume für LGBTI Personen aufgelöst, Festnahmen häufen sich. Jede Person, die homosexuelle Handlungen vornimmt oder unterstützt, kann dem Gesetz zufolge mit bis zu lebenslanger Haft bestraft werden. Bei wiederholten Verstößen oder »in schweren Fällen« droht die Todesstrafe. Doch auch der Druck, das Gesetz aufzulösen steigt: Zu denjenigen, die eine  Aufhebung des Gesetzes fordern, gehören Menschenrechtsaktivisten. Einer von ihnen ist Sean Shibolo Awali, Jurist und Menschenrechtsverteidiger sowie Mitgründer der Nichtregierungsorganisation THRIUMPH. Sean Awali erläutert im Interview mit dem südnordfunk im Dezember 2023, warum er trotz steigender Bedrohung und Gewalt auf einen juristischen Erfolg setzt.

 

Repression gegen LGBTIQ und eine mutige NGO 

Nordkaukasus (Russland): Die North Caucasus Crisis Group (NC SOS) unterstützt und evakuiert seit 2017 LGBTIQ aus Provinzen in der Nordkaukasus-Region, primär aus den russischen Republiken Tschetschenien, Inguschetien und Dagestan. Dort ist das Leben für queere Menschen oft noch gefährlicher als in anderen Provinzen Russlands. Während Länder wie Tschetschenien verneinen, dass es queeres Leben im Nordkaukasus gibt, versucht die NC SOS mittels öffentlichem Druck, Menschen vor Verhaftungen, Folter, und Gefängnisaufenthalten zu bewahren. Aleksandra von NC SOS erzählt uns über ihre Arbeit, die Gefahren für LGBTIQ im Nordkaukasus und welchen Einfluss die Öffentlichkeit auf politische Zustände haben kann.

(Quelle: Aktivismus gegen den Backlash - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

südnordfunk #116

Friedensaktivismus und antisystemischer Widerstand

»Den Militärs gefällt es nicht, wenn man in Europa schlecht über sie spricht«

Kolumbien: Die Aufarbeitung der Verbrechen in Kolumbien ist noch längst nicht abgeschlossen. Die Organisation MAFAPO – Madres de los Falsos Positivos war Ende 2023 auf einer internationalen Reise durch Deutschland, Spanien, Italien und England, um auf Missstände und Schwachstellen im juristischen Prozess und bei der Wahrheitsfindung aufmerksam zu machen. Die Organisation thematisiert Gräueltaten der kolumbianischen Armee zwischen 2002 und 2008, bei denen junge Männer durch falsche Versprechen aus ihren Gemeinden gelockt und später getötet wurden, wobei sie vorsätzlich fälschlicherweise als Guerillakämpfer denunziert wurden. Die Mütter von MAFAPO setzen sich nicht nur für Gerechtigkeit für ihre Söhne und Brüder ein. Sie kämpfen auch dafür, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Ihr Slogan ¿Quién dio la orden?" (Wer gab den Befehl?) symbolisiert ihre Entschlossenheit für Transparenz, Wahrheit und Gerechtigkeit. Am 28. Oktober traf der südnordfunk Rubiela Giraldo und Jaqueline Castillo von MAFAPO.

30 Jahre antisystemische Bewegung in Chiapas

Mexiko: Am 1. Januar 1994 besetzte die EZLN, die vor über 40 Jahre gegründete Zapatistischen Befreiungsarmee, sieben mexikanische Gemeinden in der Chiapas-Region. 30 Jahre seit ihrem öffentlichen Auftreten am 1. Januar 1994 scheint die zapatistische Bewegung als antisystemische Bewegung und als antikapitalistischer Plan weiterhin Geltung zu haben. Doch was waren und was sind ihre politischen Ziele? Sarah Wehrle vom iz3w hat die Motive der EZLN und ihre gesellschaftspolitischen Errungenschaften kurz zusammengefasst.

»El Sur resiste!« Eine internationale Karawane und der Tren Maya

Mexiko: »El Sur resiste!« – Der Süden widersteht, das war der Titel einer internationalen Karawane im April 2023 durch den Süden Mexikos. . Mit der Karawane protestierten Aktivist*innen gegen den Tren Maya und damit verbundene Megaprojekte. Kürzlich, am 20. Dezember 2023, wurde der erste Abschnitt in Betrieb genommen. Sowohl zapatistische Gemeinden als auch Umweltorganisationen und der Congreso Nacional Indigena lehnten sich über Jahre gegen den Bau des Tren Maya sowie gegen die wirtschaftlichen Ambitionen der mexikanischen Regierung im Süden Mexikos auf, da sie indigene Gemeinden und ihren Lebensraum bedroht sehen. Ausschnitte aus einem Interview, dass Sarah Wehrle während der internationalen Karawane aufgenommen hat, verdeutlichen nochmals die Hintergründe des Megaprojektes sowie des Widerstands.

»Je mehr Grenzen man dichtmacht, desto mehr nehmen die klandestinen Reisen zu«

Mali: Als das Militär 2020 Präsident Keïta und seine Regierung in Mali stürzte, wurde befürchtet, der Putsch könnte die gesamte Region destabilisieren. Inzwischen sind die Blauhelme der UN Stabilisierungsmission MINUSMA abgezogen. Anfang 2023, noch bevor Frankreich und die MINUSMA zum Abzug aus Mali aufgefordert wurden, sprach der südnordfunk mit einem humanitären Helfer und Missionar über die Lage der Migrant*innen in der Stadt Gao im Norden des Landes. Die Gefahren entlang der Migrationsrouten sind mit dem Putsch nicht weniger geworden. Inzwischen hat sich die Lage weiter verschärft.

Peace sounds – Alternatives from the Global South

Während die Nachrichten täglich Kriegsbilder auf unsere Bildschirme projizieren, sucht ein neuer Podcast nach Vorbildern, die Mut machen und Wege für Veränderungen aufzeigen. Das Team von »Peace sounds« spricht mit Friedensaktivist*innen im Globalen Süden, die mit gegenseitiger Fürsorge und Kreativität der Gewalt strotzen und sich in wenig beachteten Konfliktregionen für eine gerechtere und friedlichere Welt engagieren.

(Quelle: Friedensaktivismus und antisystemischer Widerstand - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

südnordfunk #115

Ist das Klima noch zu retten? COP28, Rohstoffausbeutung und "Artivismus" in Zeiten der Krise

Dubai ist momentan das Zentrum der Welt: Rund 70.000 Menschen sind in die Stadt in den Vereinten Arabischen Emiraten gereist, um an der UN-Weltklimakonferenz teilzunehmen. Was das in Flugmeilen und an zusätzlicher Belastung es für das Klima bedeutet, lassen wir mal außen vor. Schließlich hofft die Weltgemeinschaft jedes Mal aufs Neue, dass langfristige Lösungen und Strategien gegen den Klimawandel und für mehr Klimagerechtigkeit gefunden werden. Die sind dringender denn je, denn wie UN-Generalsekretät Guterres richtig feststellte: "We are on a highway to climate hell with our foot on the accelerator."

Unsere südnordfunk-Kollegin Antonia ist in Kenia und hat dort mit Mithika Mwenda, Director der Panafrican Climate Justice Alliance gesprochen. Er erzählt von seinen Erwartungen an die Cop 28 und spricht über Klimafinanzen.

Über die Frage, ob und inwiefern die Welt den Klimagipfel noch braucht, hat Martina mit Kumi Naidoo gesprochen. Der ehemalige Chef von Greenpeace und Amnesty International stellt sowohl Menschenrechte als auch Umweltfragen über Jahre ins Zentrum seines Aktivismus.

Außerdem im südnordfunk ein Gespräch mit Ariana Kana und Paul Maquet von der Organisation CooperAccion in Peru, wo eine Schweizer Firma Kupfer abbaut. Doch wie viel Bergbau ist gerecht? Im Interview erläutern die beiden unter anderem, wie der Bergbau weder Fortschritt noch Arbeitsplätze brachte.

(Quelle: https://rdl.de/beitrag/ist-das-klima-noch-zu-retten-cop28-rohstoffausbeu...)

südnordfunk #114

Klima und Zementindustrie in Indonesien | Weltklimakonferenz COP 28 und die Klimadiplomatie | Fluchtursache Klimakrise braucht Anerkennung

Hitzige Klimadebatten: Was bringt’s? Kernthemen der Weltklimakonferenz COP 28 und Hebel gegen die Klimakrise || »Wenn das Land verschwunden ist, werden auch die Menschen verschwinden« Dewi Candraningrum über Klimakrise, Frauen im Protest und Zementabbau in Indonesien || Fluchtursache Klimakrise – es braucht Anerkennung.

Kernthemen der Weltklimakonferenz COP 28 und Hebel gegen die Klimakrise

Ende November startet die 28. Weltklimakonferenz. Was steht im Fokus der Verhandlungen in Dubai? Und wie sind die Kernthemen, die dieses Jahr ganz oben auf der Agenda stehen werden, aus einer Gerechtigkeitsperspektive zu bewerten? Wird die notwendige Abkehr von fossilen Energieträgern wieder einmal scheitern? Was würde das bedeuten? Was sind die wunden Punkte bei der Debatte um finanzielle Unterstützung ärmerer Länder bei der Anpassung an die Klimakrise? Wird mit dem vor allem vom Globalen Süden eingeforderten Fonds für Schäden und Verluste tatsächlich mehr Gerechtigkeit in der internationalen Klimapolitik Einzug halten? Diesen Fragen gehen Eva und Martina im südnordfunk nach.

»Wenn das Land verschwunden ist, werden auch die Menschen verschwinden«

Dewi Candraningrum über Klimakrise, Frauen im Protest und Zementabbau in Indonesien

Der deutsche Konzern HeidelbergMaterilas will im Kendeng-Karstgebirge in der Region Java in Indonesien Kalkstein abbauen und eine weitere Zementfabrik errichten. Aktivistinnen protestieren gegen die Niederlassung von HeidelbergCement in der Java Region, denn aus ihrer Sicht ist die Zementindustrie klima- und gesundheitsschädlich. Im Interview erklärt die Umweltaktivistin und Wissenschaftlerin Dewi Candraningrum warum und spricht über die Formen des gegenderten Protests. Und die Anwältin Ekti Oktaviani erläutert den aktuellen Stand des Gerichtsprozesses gegen HeidelbergMaterials. Ein Beitrag von Julia Reiff.

Fluchtursache Klimakrise – es braucht Anerkennung

Der Klimawandel wirkt weltweit wie ein Katalysator auf soziale, ökonomische und globale Ungleichheiten. Wenn sich Menschen aufgrund der Auswirkungen in die Migration begeben oder vertrieben werden, stehen die Chancen auf ein Ankommen an einem sicheren Ort schlecht: Der Umgang mit klimabedingter Migration ist politisch und rechtlich noch immer ein weißer Fleck. Ende September diskutierten darüber in einer Podiumsdiskussion Nicholas Omonuk (Uganda), Olaf Bernau (Bremen) und Sulti (Berlin).

Es ging um Fragen wie: Taugt der Begriff Klimaflucht für eine anti-rassistische Perspektive auf die Klimapolitik? Was hat Klimagerechtigkeit mit Klassismus, Rassismus und Kolonialismus zu tun? Wie kann praktische solidarische Arbeit aussehen, die Klimaflucht anerkennt, ohne Menschen als Klimaflüchtlinge zu kategorisieren? Der einstündige Audiobeitrag fasst die Paneldiskussion zusammen, die angesichts der anstehenden Klimaverhandlungen und der Asylrechtsverschärfung sehr aktuell ist. Es sprechen:

  • Sulti, trans-nichtbinäre*r Klima- und Antirascist-Aktivist*in, ist Teil der NoBorder-Assembly, Freedom of Movement Berlin und BIPoC for climate justice. Als abolitionistische*r Aktivist*in setzt sich Sulti gegen die vorherrschenden rassistischen kapitalistischen Strukturen ein, die Menschenrechte verletzen; insbesondere derjenigen, die aufgrund von Klimaauswirkungen, Konflikten, weißer Vorherrschaft, westlicher Politik und Armut gezwungen sind ihre Heimat zu verlassen.
  • Olaf Bernau ist Mitbegründer des transnationalen Netzwerks Afrique-Europe-Interact. 2022 veröffentlichte er sein Buch »Brennpunkt Westafrika. Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte.«
  • Nicholas Omonuk, Klimaaktivist aus Uganda und aktiv bei @fridaysforfuturemapa und @endfossiluganda. Diesen September war er in Europa als Speaker bei diversen Klima-Veranstaltungen vertreten.
  • Moderation: Rufine Songue, Sprachen: Deutsch und Englisch

Aufzeichnung einer Podiumsdiskussion vom 29.2.2023, die das iz3w gemeinsam mit dem Netzwerk Afrique-Europe-Interact und der Refugee-Redaktion Our Voice von Radio Dreyeckland in Freiburg veranstaltet hat – im Rahmen des Projektes »Change your Mind Turn the Tide« von Mindchangers/SEZ.

(Quelle: https://www.iz3w.org/aktuell/suednordfunk-114-verdammte-klimadiplomatie)

südnordfunk #113

Klimawandel und Zementindustrie in Togo | Hochschulpartnerschaften dekolonisieren | Thrita - Die »indische Nina Hagen«

Togo - Forderungen und Einschätzungen über mögliche Lösungsstrategien im Umgang mit dem Klimawandel von aktiven Menschen vor Ort | Kwami Kopondzo vom Zentrum für Umweltgerechtigkeit-Togo (CEJ-Togo) über die Folgen der industriellen Ausbeutung durch HeidelbergCement für Menschen, Tiere und die Natur in Togo | Nord-Süd-Partnerschaften dekolonisieren: Was bedeutet das? Stimmen auf dem SDG Hochschultag in Freiburg | Thrita - Die »indische Nina Hagen« setzt starke Töne gegen Korruption, das Patriarchat und die Zerstörung der Umwelt

»Nicht nur das Wissen, auch Strukturen dekolonisieren!«

Wenn Akteure aus Nord und Süd eine Partnerschaft eingehen, stehen sich oftmals Ungleichgewichte gegenüber. Sie werden durch asymmetrische Strukturen und ihr koloniales Erbe im Denken und in der Praxis herausgefordert. Im Juni 2023 fragte der Hochschultag in Freiburg nach Stolpersteinen bei Partnerschaften zwischen Nord und Süd in Lehre und Forschung. Was dort diskutiert wurde, ist auch für Nord-Süd-Partnerschaften allgemein erhellend. Ein Zusammenschnitt des südnordfunk mit Beiträgen von Grace Diabah, Kodirektorin am Merian Institute for Advanced Studies der University of Ghana, Assunta Muthoni und Sandra Ángel Moreno (Masterstudierende), sowie Melinda Madew, Professorin für Internationale soziale Arbeit Evangelische Hochschule Ludwigsburg.

Aktiv gegen die Klimakrise in Togo
In der jüngsten Reportage des südnordfunk zu Togo wurde deutlich, dass insbesondere Kleinbauern- und Bäuerinnen sowie Viehhirten unmittelbar von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Nicht selten treibt die Zerstörung von Lebensgrundlagen die Menschen in die Migration. Nun hört ihr die Forderungen und Einschätzungen von aktiven Menschen vor Ort: Razakou Aboubakari ist Koordinator des Netzwerks Afrique-Europe-Interact in Togo und Schuldirektor. Tchedre Saharou ist Umweltschützer und arbeitet als Lehrer. Er engagiert sich in einer NGO für die Vermeidung von Müll. Rachel Awoussi Boyindjo ist Soziologin und Direktorin der NGO „Dimension Humaine“. Gemeinsam diskutieren die drei im Radio Tchaoudjo in Sokodé, im Zentrum Togos, über mögliche Praxen im Umgang mit der Klimakrise. Rouby Traoré ist aus Freiburg per Telefon zugeschaltet. Sie ist Journalistin und arbeitet im Radio »Our Voice«, der migrantischen Redaktion von Radio Dreyeckland. Von Lars Springfeld.

Interview: Kwami Kpondzo zu den Folgen der industriellen Ausbeutung durch HeidelbergCement

Im Jahr 2015 investierte HeidelbergMaterials (ehemals HeidelbergCement) 250 Millionen US Dollar in Togo, um eine Schlüsselrolle im westafrikanischen Bausektor zu spielen. Das Unternehmen ist die weltweite Nummer 1 bei Zuschlagstoffen und Beton und die weltweite Nummer 2 bei Zement. In Togo ist es seit 1984 tätig und baut dort Klinker für die Zementproduktion ab.

Die Folgen der industriellen Ausbeutung von Klinker für Menschen, Tiere und die Natur sind gravierend: Luftverschmutzung, Zerstörung der Küstenfischerei, hohe CO2-Emissionen bei der Zementherstellung. Dagegen kämpft seit vielen Jahren das Centre pour la Justice Environnementale-Togo (CJE-Togo), das Zentrum für Umweltgerechtigkeit-Togo. Es will die sozioökonomischen und kulturellen Lebensbedingungen der Menschen vor Ort verbessern, im Rahmen eines nachhaltigen und partizipativen Ansatzes. Rouby Traoré hat mit dem Geschäftsführer Kwami Kpondzo von CJE gesprochen.

Tritha - Die »Indische Nina Hagen«
Die Musikerin Tritha wird gerne auch als »Indische Nina Hagen« bezeichnet. Nichts gegen Nina Hagen, aber dieser Vergleich greift viel zu kurz und ist natürlich unserer westlichen Brille geschuldet. Nein, die Musikerin Tritha ist viel mehr. Tritha Sinha wuchs im Kalkutta auf und pendelt seit vielen Jahren zwischen Neu Dehli und Paris, wo sie jeweils in vielen Musikprojekten und Bands aktiv ist. Ihre Musik ist auch viel mehr als Punk: als klassisch ausgebildete Sängerin, mischt sie traditionelle Folkmusik mit Psychedelischen Klängen, Krautrock und Electronics und transportiert so die typisch indische Musikkultur in den Rest der Welt. Unzählige Auszeichnungen gewann sie bereits, neben ihren musikalischen Kooperationen arbeitet sie auch seit vielen Jahren in der Musiktherapie, die besonders auf die heilende, vibrierende Kraft von Tönen und Sounds setzt. Die BBC nannte sie einst auch Musikaktivistin, denn neben der Kraft des Sounds setzt sie auch in ihren Lyrics – größtenteils in Sanscrit gesungen – starke Töne gegen Korruption, das Patriarchat und die Zerstörung von »Mutter Erde«. Aber warum ist die Erde eigentlich als weiblich gedacht? Von Eva Gutensohn.

(Quelle: https://www.iz3w.org/aktuell/suednordfunk113-togo-zement-klimwandel-part...)

südnordfunk #112

Don't Gas Africa

Der europäische Energiehunger im Senegal

Seit dem russischen Angriffskrieg versuchen Deutschland und andere europäische Staaten, andernorts ihren Hunger nach Gas zu sättigen. Etwa im Senegal, wo gerade das Grande Tortue Ahmeyim Projekt entsteht. Lokale Fischer und Aktivist*innen der Don't-Gas-Africa-Kampagne leisten Widerstand.

»So wurde ich zum Klimaaktivisten«

Nicholas Omonuk von Fridays For Future-MAPA

Die Dürre am Horn von Afrika hat vor allem in Somalia, Südsudan und Äthiopien zu Vertreibungen geführt. Und in Uganda. Bereits 2021 machten sich aus dem Osten Ugandas die Menschen auf den Weg vom Land in die Stadt, weil Erdrutsche, Überschwemmungen und Dürren die Lebensgrundlagen auf dem Land vernichten. Unter den Betroffenen ist Nicholas Omonuk. Inzwischen ist er Klimaaktivist und macht sich dafür stark, dass fossile Energieträger im Boden bleiben. Rebecca Boden sprach mit ihm über die Folgen der Klimakrise in Uganda, über Klimaflucht und über das, was er in seinem Aktivismus bewirken möchte.

»Sie haben keinen Zugang zur Justiz, weil sie keinen anerkannten Namen haben«

Klimabedingte Migration in Mittelamerika und Mexiko

Mittelamerika gehört zu den Regionen, die mit am heftigsten vom Klimawandel betroffen sind. Laut der mexikanischen Organisation Sin Fronteras (»Ohne Grenzen«) fallen bei Menschen, die sich zur Migration entscheiden, oftmals die Folgen des Klimawandels mit struktureller Gewalt und organisierter Kriminalität zusammen. Auf dem vergeblichen Weg in die USA stranden viele Menschen in Mexiko, wo es kaum rechtliche Hebel gibt, um Anerkennung und Schutz zu erreichen. Über die Arbeit von Sin Fronteras, die rechtlichen Rahmenwerke und Hürden für Migrant*innen sprach der südnordfunk im Juli 2023 mit der Leiterin, Sandra Álvarez Orozco.

Klimawandel - eine Fluchtursache?

Aktivist*innen antworten

Menschen werden aufgrund von Überschwemmungen, Dürren, Hungersnöten und anderen gravierenden Klimafolgen vertrieben. Das stellt nicht nur für die Betroffenen vor große Probleme, es bringt auch Fragen mit sich, an die Politik und für die Zivilgesellschaft. Immer mehr Menschen verlassen ländliche Gebiete, brechen auf in die Stadt und verlassen wohlmöglich ihr Land, um aus der Not herauszufinden.

Da diese Menschen keinen politischen Status haben, der sie schützt, machen sie sich gemeinsam mit den vielen politischen Geflüchteten und Kriegsflüchtlingen auf den Weg. In Europa oft abwertend als »Wirtschaftsflüchtlinge« bezeichnet, wird ihre Not in den Verursacherstaaten des Klimawandels in Frage gestellt. Doch Klimaaktivist*innen im Globalen Norden setzen sich für mehr Gerechtigkeit und Solidarität ein! Bei einem Workshop Anfang August auf dem Klimacamp 2023 in Basel diskutierten rund dreißig junge Menschen darüber, wie brauchbar der Begriff Klimaflucht überhaupt ist. Der Workshop fand statt im Rahmen des Projektes Change Your Mind-Turn The Tide des iz3w, Our Voice und Africa Europe Interact. Rouby Traoré berichtet.

»Für mich ist ein Bergwerk mit der Landschaft nicht vereinbar«

Indigene verstehen die Natur besser als Kolonisator*innen

In Schweden soll Graphit, einer der sieben wichtigsten Bestandteile für den Bau von Elektroautos, abgebaut werden. Was bedeutet der Bau einer neuen Graphitmine für die nomadische Lebensweise der Rentierzüchter*innen? Zwei Indigene Aktivist*innen aus Sápmi, dem Land der Sámi in Skandinavien, erzählen, wie sie die zunehmende Verminung ihrer Gemeinden erleben.

»Nicht nur über dort berichten, sondern sich miteinander verbinden«

Klimakrise und Medienaktivismus

Die Klimakrise ist ein Thema, von dem sich viele Menschen schnell überwältigt fühlen. Auf dem Camp der Freien Radios im Mai fragten wir Radiomacher*innen: Welche persönliche Erfahrung hast du mit dem Klimawandel gemacht, die dich dazu motiviert hat, zum Thema Klimagerechtigkeit zu arbeiten. Medienschaffende sitzen in einem Zelt am Bodensee uns sprechen über das, was sie persönlich besonders bewegt. Ihre Erfahrungen haben sie an sehr unterschiedlichen Orten gemacht, in Nigeria, Afghanistan, der Schweiz, Kamerun, Togo, Deutschland und Argentinien. Ihre Erwartungen sind sehr unterschiedlich. Doch alle glauben, dass sie mit Medienarbeit etwas bewirken können.

(Quelle: südnordfunk im September - aktiv für Klima & Bewegungsfreiheit: - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

südnordfunk #111

Politischer und (para)militärischer Kampf von Frauen* im Globalen Süden

Diesmal geht's im südnordfunk um weibliche Kämpferinnen. Frauen* kämpfen an vielen Fronten: seien es politische Kämpfe wie im Feminismus oder auch - ganz wörtlich - physische, militärische Auseinandersetzung mit Waffen. Ist von kämpfenden Militärs die Rede, so kommen einem nur selten als erstes weiblich gelesene Personen in den Sinn. Zu sehr ist Krieg mit Männlichkeit oder gar toxischer Männlichkeit assoziiert.

Doch auch Frauen griffen seit jeher zu den Waffen. Weil sie mussten oder weil sie es wollten. Für manche war und ist es ein Akt der Emanzipation, oft werden sie schlicht und ergreifend gebraucht.

In dieser Sendung schauen wir exemplarisch Kampfkontexte, in denen Frauen kämpferisch ihr Leben einsetzen, wenn es sein muss, auch mit Waffengewalt. Wir bewegen uns nach Kolumbien, wo die paramilitärische Guerilla Truppe FARC aktiv ist, nach Tigray, wo sich in den 1980er Jahren für Frauen die Chance bot, im Kampf gegen ein repressives Regime aus ihren Geschlechterrollen auszubrechen. Und wir schauen in den Iran, der leider wieder weitgehend von der medialen Bildfläche verschwunden ist; die Proteste und vor allem Repressionen gehen aber ungehindert weiter. Zuerst fällt der Blick in den Sudan, wo seit April erneut Krieg herrscht.

Ambivalente Gleichberechtigung in der Tigrinischen Befreiungsfront

Die Volksbefreiungsfront von Tigray ist für ihren hohen Anteil an Frauen bekannt, die damals gegen das äthiopische Derg Regime und jüngst im Bürgerkrieg mit der Zentralregierung ihre Waffen erhoben. In den 1980ern nutzten Frauen den bewaffneten Befreiungskampf als Gelegenheit, ihre Teilnahme mit dem Streben nach Gleichberechtigung zu verbinden. Frauen entwickelten während des historischen Bürgerkriegs eine kollektive Identität, die auch androgyne Einstellungen und Verhaltensweisen umfasste, die traditionellen Geschlechternormen widersprachen. Zwischen dem persönlichen Streben für gleiche Rechte und einer propagandistischen Mobilmachung für den Machtkampf liegen tiefe Abgründe. Angela Veale erinnert sich an Probleme bei der Demobilisierung, und Beza Negewo Oda beleuchtet die Narrative ehemaliger Kämpfer*innen.

Was, wenn wir die Macht hätten? Tagebuch einer Guerillera

Wenn Frauen zu den Waffen greifen, bewahrt sie das nicht davor, als Erstes auf ihr Äußeres reduziert zu werden. So auch im Fall von Tanja: das „hübsche Gesicht“ der Guerilla wurde sie genannt (so titelte einst die FAZ). Über diese facettenreiche Persönlichkeit hat Marcel Mettelsiefen eine spannende Dokumentation gedreht: „Tanja - Tagebuch einer Guerillera“. Britt Weyde hat sich den Film angeschaut.

Tanja, eine niederländische Studentin, reist nach Kolumbien, um ihre Leidenschaft für die Rechte der Bauern zu erforschen. Dort trifft sie auf die FARC, eine linksgerichtete Guerilla-Gruppe, und schließt sich ihnen an. Schnell wird sie zum Gesicht der Organisation bei Entführungen und Bombenanschlägen und steigt in den Rängen auf. Als Schlüsselfigur bei den Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung spielt sie eine wichtige Rolle bei der Beendigung des Krieges. Heute, viele Jahre später, lebt Tanja in ständiger Angst um ihr Leben und ihre Freiheit. Sie hat sich von der FARC distanziert und öffentlich ihre Verurteilung der terroristischen Methoden der Gruppe ausgesprochen. Doch ihre Vergangenheit lässt sie nicht los und sie fürchtet, dass sie immer noch ins Visier der FARC geraten könnte.

Kriegerinnen* und Friedensengel – Weibliche Diversität in kriegerischen Auseinandersetzungen im Globalen Süden

Unsere südnordfunk Kolleginnen Lisa und Antonia erhielten letzten Sommer den Zuschlag für ein Recherchestipendium des Journalistinnenbunds. Ihr Arbeitstitel lautet: Kriegerinnen* und Friedensengel – Weibliche Diversität in kriegerischen Auseinandersetzungen im Globalen Süden. Inhaltlicher Schwerpunkt liegt für die beiden Autor*innen auf dem Sudan.

Vor allem Frauen und junge Menschen jagten im Frühjahr 2019 den Diktator Omar Al-Baschir mit friedlichen, entschlossenen Protesten aus dem Amt. Viele von ihnen warnen seitdem unermüdlich: Solange die Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Sudan weitergeht und die Täter in der Übergangsregierung sitzen, kann es keinen Frieden geben. Seit April herrscht wieder Krieg im Land zwischen dem sudanesischen Militär und der paramilitärischen Einheit Rapid Support Forces (RSF). Lisa und Antonia sind u.a. in Kontakt mit der Sudanesischen Frauenrechtsaktivistin Manal Alawal, die mittlerweile ihr Land verlassen musste. Im südnordfunk berichtet Lisa von der Zusammenarbeit mit Protagonistinnen vor Ort und der Lage im Sudan.

(Quelle: südnordfunk im August - Female Fighters – politischer und (para)militärischer Kampf von Frauen* im Globalen Süden - informationszentrum 3. welt (iz3w.org))

südnordfunk #110

Gehen oder Bleiben? Klimaflucht, Klimakrise, Klimafinanzierung

Europa erlebte 2022 den heißestes Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Kontinent erhitzt sich schneller als jeder andere. Die jüngsten Hitzejahre waren keine Ausreißer, sie zeigen ein Muster an, als Ausdruck der Erderwärmung.   Trotz Brandgefahr und hoher Risiken für Landwirtschaft und Gesundheit können sich die Menschen in Europa noch halbwegs von einem Hitzesommer in den nächsten retten - auch dank vorhandener, wenngleich unzureichender Sozialsysteme.    

► Anders sieht es in Westafrika aus, zum Bespiel in Togo. Wie leben die Menschen hier mit dem Klimawandel? Eine Reportage gewährt Einblick.    

► Umso wichtiger ist ein globales Finanzsystem, das für die Länder im Globalen Süden Entlastung bringt und Mittel freisetzt, wenn die Klimakrise in Form humanitärer Katastrophen zuschlägt. Der Gipfel Ende Juni für einen neuen globalen Finanzpakt formulierte Ideen, ist jedoch leider kein Durchbruch.    

► Er bleibt umstritten, politisch wie rechtlich: Der Begriff der Klimaflucht. Die vorläufige Einigung der EU über das gemeinsame Asylsystem macht zusätzlich Druck auf alle, die vor der Klimakrise fliehen. Wenn der Klimawandel zum Aufbruch führt oder zur Flucht, sehen die Chancen auf ein Ankommen an einem sicheren Ort schlecht. Wir fragen nach den rechtlichen und politischen Dimensionen der Klimaflucht.

(Quelle: https://rdl.de/beitrag/s-dnordfunk-110-gehen-oder-bleiben-klimaflucht-kl...)

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Donnerstags 18.00 – 19.00 Uhr 4wöchig, nächste Sendung am 15.08.2024

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