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1.) Entartete Kunst , nat.-soz. Schlagwort für die gegen die Tradition und Konvention eingestellte moderne Kunst, die als..."artwidrig" verfemt wurde.

 2.) Entartung, a.) regelwidrige Ausbildung oder Rückbildung an Teilen eines Lebewesens, an Einzelwesen oder an Gruppen; b.) Erscheinung eines quantenmechanischen Systems, etwa eines Atoms, in der zur gleichen Energie zwei oder mehrere Bewegungszustände gehören.



Unsere Sendung genügt nicht den gängigen radiokompatiblen Grundsätzen. Wir beobachten zeitgenössische, populär-relevante Strömungen im Kontext unserer Hörerfahrung. Im Besonderen interessieren uns die Zwischenräume, das Niemandsland, die Nischen. Für uns ist Musik ein Klangerlebnis der Umwelt und als solches schicken wir sie seit Sommer `95 durch den Äther.

Ausgezeichnet mit dem Radio free FM Award 2009 – Goldenes Tonband

Sendungsblog

RR Reihe Radiostücke - Imagine that Light is a Fish

PareiDoliA 17.12.2023 im Stadthaus Ulm - Artwork by Martin Dziallas/ghostwork.de

PareiDoliA sind Marta Zapparoli und Liz Allbee. Der Name des Duos ist angelehnt an die Pareidolie, das Phänomen, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen zu erkennen – also etwa in Wolkenbildern oder den „Mann im Mond“ in der Mondoberfläche.
Marta Zapparoli arbeitet mit selbstgebauten Antennen, Funkempfängern, -Scannern und -Detektoren und „fischt“ damit Töne aus der Luft. Liz Allbee arbeitet mit einer selbstentwickelten quadraphonen Trompete, Stimme und Elektronik.
Während Marta Zapparoli ihre Klänge im Äußeren, in der Luft, aufspürt, ist für Liz Allbee das Musikmachen ein innerer Vorgang. Als PareiDoliA wollen sie dieses Innen und Außen zu einer neuen Musik im Raum verschmelzen. Sie erforschen die radikalen Extreme von Anwesenheit und Abwesenheit, vertonen Phänome, die normalerweise jenseits der Schwelle der menschlichen Wahrnehmung liegen, rekonfigurierieren die Verkörperung von Instrumenten und Interpretinnen.
Imagine that Light is a Fish, eine Melange musikalisch für sich selbst sprechender Informationen, ist eine Radiocollage über Zeitreisen, schwarze Löcher, Vibration, Stimmen und den großen kosmischen Schlund, unter Verwendung der im Strom der Zeit sich zersetzenden Archive magnetischer Materie.
pareidoliamusic.wordpress.com
lizallbee.net
martazapparoli.klingt.org

Die hybride Uraufführung der Auftragsarbeit Imagine that Light is a Fish des Duos PareiDoliA (Marta Zapparoli und Liz Allbee) konnte im Rahmen von RR Reihe Radiostücke am Sonntag, dem 17.12.2023, von 21.00 bis 22.00 Uhr live im Stadthaus Ulm und parallel live im Äther auf Radio free FM verfolgt werden.

RR Reihe Radiostücke – Drei live Uraufführungen und eine Deutschlandpremiere im Stadthaus Ulm sowie im Das Gold, Neu-Ulm, bei gleichzeitiger Liveübertragung im Rahmen der Sendung entartet bei Radio free FM.
In den vier Kompositionen der vier aus unterschiedlichen experimentellen Zusammenhängen stammenden Formationen kommen Sprache oder Stimme, der Tradition des Mediums Radio folgend, in fokussierter Form zum Tragen. Die vier Gruppen vertreten unterschiedliche Spielarten zeitgenössischen Musizierens, zwischen Improvisation und auskomponiertem Musiktheater, Auseinandersetzung mit dem Songformat und Noise.

Die Sendung entartet versteht sich als Platz der Nischen, für experimentelle und randständige Musiken innerhalb des seit 1995 sendenden Ulmer Freien Radios free FM.

RR Reihe Radiostücke ist ein Projekt der Redaktion entartet von Radio free FM, gefördert von Musikfonds e. V. mit Projektmitteln Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Kulturabteilung der Stadt Ulm und wird umgesetzt in Kooperation mit dem Stadthaus Ulm und Das Gold, Neu-Ulm.

Artwork by Martin Dziallas/ghostwork.de
Fotos: Leni Schunk

 

PareiDoliA 17.12.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
PareiDoliA 17.12.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
PareiDoliA 17.12.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
PareiDoliA 17.12.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
PareiDoliA 17.12.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk

RR Reihe Radiostücke - 14 Arten (den) Regen zu beschriften

Recorder Recorder 03.09.2023 im Stadthaus - Artwork by Martin Dziallas/ghostwork.de

„Ich versuche, mit den Mitteln der Musik etwas politische Intelligenz in den Menschen hineinzubringen“, formulierte Hanns Eisler (1898 bis 1962) sein Ziel als Komponist. Das Duo Recorder Recorder verfolgt mit seinen Konzerten, Performances und Radioarbeiten seit 2018 ein ähnliches Ziel. Gerald Fiebigs und Elisabeth Haselbergers instrumentale Musik entsteht durch Blockflöten (recorder) und Elektronik, wird über Aufnahmegeräte (recorder) angereichert und mit Fragmenten der außermusikalischen – natürlichen, sozialen, sprachlichen, virtuellen – Realität konfrontiert.
Im Jahr von Eislers 125. Geburtstag lassen sich Recorder Recorder daher vom Titel seiner berühmten Filmmusik 14 Arten den Regen zu beschreiben anregen: Samples von Regengeräuschen werden mittels digitaler Effekte direkt „beschriftet“. Blockflöten plus Live-Elektronik „überschreiben“ Musik zum Thema Regen mit neuen Geräusch-Schichten. Recorder Recorder nutzen ihr bewusst nicht-puristisches Vokabular aus Elementen der Neuen Musik, freier Improvisation, repetitiven Pop-Strukturen und Noise als Verfremdungseffekte. So wird das universelle Sujet „Regen“ seiner Selbstverständlichkeit und Harmlosigkeit entkleidet. Ob durch Zuwenig oder Zuviel, durch Dürre oder Hochwasser: Im Zuge des Klimawandels ist Regen schon längst nicht mehr selbstverständlich oder harmlos. Durch O-Töne zu verschiedenen Aspekten des Themas „Regen“ bringen Recorder Recorder in Fortführung von Eislers Gedanken sogar „Schwarmintelligenz“ in die Musik.
recorderrecorder.wordpress.com/
bfsm-krumbach.de/Schule/Lehrer/Haselberger-Elisabeth
geraldfiebig.wordpress.com

Die hybride Uraufführung der Auftragsarbeit 14 Arten (den) Regen zu beschriften des Duos Recorder Recorder (Elisabeth Haselberger und Gerald Fiebig) konnte im Rahmen von RR Reihe Radiostücke am 03.09.2023 von 21.00 bis 22.00 Uhr live im Stadthaus Ulm und parallel live im Äther auf Radio free FM verfolgt werden.

RR Reihe Radiostücke – Drei live Uraufführungen und eine Deutschlandpremiere im Stadthaus Ulm sowie im Das Gold, Neu-Ulm, bei gleichzeitiger Liveübertragung im Rahmen der Sendung entartet bei Radio free FM.
In den vier Kompositionen der vier aus unterschiedlichen experimentellen Zusammenhängen stammenden Formationen kommen Sprache oder Stimme, der Tradition des Mediums Radio folgend, in fokussierter Form zum Tragen. Die vier Gruppen vertreten unterschiedliche Spielarten zeitgenössischen Musizierens, zwischen Improvisation und auskomponiertem Musiktheater, Auseinandersetzung mit dem Songformat und Noise.

Die Sendung entartet versteht sich als Platz der Nischen, für experimentelle und randständige Musiken innerhalb des seit 1995 sendenden Ulmer Freien Radios free FM.

RR Reihe Radiostücke ist ein Projekt der Redaktion entartet von Radio free FM, gefördert von Musikfonds e. V. mit Projektmitteln Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Kulturabteilung der Stadt Ulm und wird umgesetzt in Kooperation mit dem Stadthaus Ulm und Das Gold, Neu-Ulm.

Artwork by Martin Dziallas/ghostwork.de
Fotos: Leni Schunk

 

Recorder Recorder (Elisabeth Haselberger, Gerald Fiebig) 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Foto: Leni Schunk
Recorder Recorder (Elisabeth Haselberger, Gerald Fiebig) 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Foto: Leni Schunk
Recorder Recorder (Elisabeth Haselberger, Gerald Fiebig) 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Foto: Leni Schunk

RR Reihe Radiostücke - EINSAME AMEISEN AMNESIE. Ein Klangcomic frei nach Anestis Logothetis

Einsame Ameisen Amnesie 02.07.2023 im Stadthaus - Artwork by Martin Dziallas/ghostwork.de

Rdeča Raketa (Maja Osojnik und Matija Schellander) entwickeln gemeinsam mit der Autorin Natascha Gangl seit 2016 Klangcomics – Serien von Live-Performances, sowie Hörstücke fürs Radio.
Gesprochenes Wort und Klang gehen, analog zu Wort und Bild im Comic, ineinander auf. Laut wird Sprache, Sprache wird Laut, Zeitgenössische Komposition verschmilzt mit literarischem Experiment. Eklektisch werden Stilrichtungen kombiniert, Madrigal trifft Kinderbuch trifft Techno trifft Anagramm trifft Hip-Hop trifft Essay – ad Infinitum – Hochkultur, Popkultur, Subkultur fusioniert.
Der 1921 in Burgas geborene und 1994 in Wien verstorbene giechisch-österreichische Komponist Anestis Logothetis fertigte zu Lebzeiten eine Reihe von Partitur-Fragmenten an, deren zentrale Motive Insekten sind. 2021, anlässlich des 100. Geburtstags von Anestis Logothetis, wurden diese Skizzen zum Ausgangspunkt für das Hörstück und die Audio-Visuelle-Live-Performance EINSAME AMEISEN AMNESIE.
Erstmals interpretiert von dem Komponist*innen Duo Rdeča Raketa (Maja Osojnik und Matja Schellander), der Autorin Natascha Gangl und dem Medienkünstler Nikolaos Zachariadis werden Logothetis Klang-Sprachexperimente als Radiostück und Live-Performance der Öffentlichkeit im Auftrag von ORF Kunstradio und Wien Modern, mit Uraufführung bei Wien Modern und Ursendung als Autor*innenproduktion bei ORF Kunstradio im Jahr 2021 zugänglich gemacht.
gangl.klingt.org
rdecaraketa.klingt.org
maja.klingt.org
matija.klingt.org

Die hybride Deutschlandpremiere von EINSAME AMEISEN AMNESIE. Ein Klangcomic frei nach Anestis Logothetis von Natascha Gangl & Rdeča Raketa (Maja Osojnik und Matija Schellander) konnte im Rahmen von RR Reihe Radiostücke am 02.07.2023 von 21.00 bis 22.00 Uhr live im Stadthaus Ulm und parallel live im Äther auf Radio free FM verfolgt werden. Wer live bei der Aufführung im Stadthaus dabei war, kam zudem in den Genuss des von Nikolaos Zachariadis live gestalteten Bühnenbildes.

RR Reihe Radiostücke – Drei live Uraufführungen und eine Deutschlandpremiere im Stadthaus Ulm sowie im Das Gold, Neu-Ulm, bei gleichzeitiger Liveübertragung im Rahmen der Sendung entartet bei Radio free FM.
In den vier Kompositionen der vier aus unterschiedlichen experimentellen Zusammenhängen stammenden Formationen kommen Sprache oder Stimme, der Tradition des Mediums Radio folgend, in fokussierter Form zum Tragen. Die vier Gruppen vertreten unterschiedliche Spielarten zeitgenössischen Musizierens, zwischen Improvisation und auskomponiertem Musiktheater, Auseinandersetzung mit dem Songformat und Noise.

Die Sendung entartet versteht sich als Platz der Nischen, für experimentelle und randständige Musiken innerhalb des seit 1995 sendenden Ulmer Freien Radios free FM.

RR Reihe Radiostücke ist ein Projekt der Redaktion entartet von Radio free FM, Gefördert von Musikfonds e. V. mit Projektmitteln Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Kulturabteilung der Stadt Ulm und wird umgesetzt in Kooperation mit dem Stadthaus Ulm und Das Gold, Neu-Ulm.

Artwork by Martin Dziallas/ghostwork.de
Fotos: Leni Schunk

Natascha Gangl & Rdeča Raketa mit Nikolaos Zachariadis 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
Natascha Gangl & Rdeča Raketa mit Nikolaos Zachariadis 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
Natascha Gangl & Rdeča Raketa mit Nikolaos Zachariadis 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
Natascha Gangl & Rdeča Raketa mit Nikolaos Zachariadis 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
Natascha Gangl & Rdeča Raketa mit Nikolaos Zachariadis 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
Natascha Gangl & Rdeča Raketa mit Nikolaos Zachariadis 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk
Natascha Gangl & Rdeča Raketa mit Nikolaos Zachariadis 02.07.2023 im Stadthaus Ulm - Fotos: Leni Schunk

RR Reihe Radiostücke - Schnee von gestern

Schnee 21.05.2023 im Das Gold - Artwork by Martin Dziallas/ghostwork.de

Nach jahrelanger Bekanntschaft begründeten Burkhard Stangl und Christof Kurzmann im Jahr 1999 das Duo Schnee. Ihr erstes Album, inspiriert von Lieblingsfilmen sowie von Robert Walsers poetischen Meditationen, "vertonte" die prismatische Pracht samt ihrer kleinsten Facetten und kompakten Kristallwelten und schlug große Wellen in der Welt der improvisierten Musik, weil sie, zur damaligen Zeit eine Seltenheit, akustische Gitarre und elektronische Soundmanipulation in Einklang brachte. Später verfolgten sie den Ansatz, innerhalb der "neuen” oder "improvisierenden" Musik zu experimentieren und gliederten Songelemente und “Pop”-Vocals in ihre Kompositionen ein.
Nach 4 veröffentlichten Tonträgern und Konzerten auf fast allen Kontinenten der Welt, kann Schnee mittlerweile als eine der am längsten zusammenspielenden Gruppen innerhalb der improvisierten Musik gelten. Und als eine der interessantesten, immer experimentierenden Formationen.
Schnee von gestern ist eine sprachbasierte Klangarbeit von Christof Kurzmann und Burkhard Stangl über die Vergänglichkeit und Poesie von Schnee, mit Textfragmenten unter anderem von Robert Walser, Franz Kafka, Helga Glantschnig, Wilhelm Müller (aus Schuberts Winterreise) sowie einem Originaltext von Josef Haslinger.
Die Radioarbeit thematisiert zum einen die Poesie von Schnee, zum anderen seine Vergänglichkeit, sein Verschwinden, sein Schmelzen – Schnee als "Seismograph" von (un)absehbaren Entwicklungen in der Natur. Schnee von gestern versteht sich auch als ein Nachdenken über unsere Erwartungen, als musikalische Reflexion über das Morgen, das Künftige.
schnee.klingt.org

Die hybride Uraufführung der Auftragsarbeit Schnee von gestern von Burkhard Stangl und Christof Kurzmann konnte im Rahmen von RR Reihe Radiostücke am 21.05.2023 von 21.00 bis 22.00 Uhr live im Club Das Gold in Neu-Ulm und parallel live im Äther auf Radio free FM verfolgt werden.

RR Reihe Radiostücke – Drei live Uraufführungen und eine Deutschlandpremiere im Stadthaus Ulm sowie im Das Gold, Neu-Ulm, bei gleichzeitiger Liveübertragung im Rahmen der Sendung entartet bei Radio free FM.
In den vier Kompositionen der vier aus unterschiedlichen experimentellen Zusammenhängen stammenden Formationen kommen Sprache oder Stimme, der Tradition des Mediums Radio folgend, in fokussierter Form zum Tragen. Die vier Gruppen vertreten unterschiedliche Spielarten zeitgenössischen Musizierens, zwischen Improvisation und auskomponiertem Musiktheater, Auseinandersetzung mit dem Songformat und Noise.

Die Sendung entartet versteht sich als Platz der Nischen, für experimentelle und randständige Musiken innerhalb des seit 1995 sendenden Ulmer Freien Radios free FM.

RR Reihe Radiostücke ist ein Projekt der Redaktion entartet von Radio free FM, Gefördert von Musikfonds e. V. mit Projektmitteln Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Kulturabteilung der Stadt Ulm und wird umgesetzt in Kooperation mit dem Stadthaus Ulm und Das Gold, Neu-Ulm.

Artwork by Martin Dziallas/ghostwork.de
Fotos: Leni Schunk

Schnee 21.05.2023 im Das Gold - Fotos: Leni Schunk
Schnee 21.05.2023 im Das Gold - Fotos: Leni Schunk
Schnee 21.05.2023 im Das Gold - Fotos: Leni Schunk
Schnee 21.05.2023 im Das Gold - Fotos: Leni Schunk
Schnee 21.05.2023 im Das Gold - Fotos: Leni Schunk
Schnee 21.05.2023 im Das Gold - Fotos: Leni Schunk

Stadthaus Ulm - Radiophone Arbeit von Andrea Ermke & Anaïs Tuerlinckx

Ermke & Tuerlinckx @ Stadthaus Ulm by Matija Kasalo

Andrea Ermke und Anaïs Tuerlinckx spielen als Duo seit 2012. Die Verwendung von zufällig gefundenen Objekten war und ist ein zentraler Ausgangspunkt für beider musikalische Ansätze.

Für eine Sonderausgabe der Sendung entartet live aus dem Ulmer Stadthaus entwickelte das Duo eine radiophone Komposition. Die Aufführung konnte am 04.09.2022 von 21.00 bis 22.00 Uhr live vor Ort und parallel live im Äther bei Radio free FM verfolgt werden.

 

"... In sich selbst versunken und ohne sichtbaren Kontakt miteinander aufzunehmen, schickten die beiden Künstlerinnen ihre Klänge in den Raum, wo sie sich immer wieder zu neuen und überraschenden Konstellationen vereinten.
Regen, Straßengeräusche, Wellen, Röhrenglocken im Wind und andere Field Recordings sowie Samples überschnitten sich, wechselten sich ab, standen alleine im Raum und mischten sich zu einem soghaften Klanggebäude, das Andrea Ermke in den Saal des Stadthauses setzte. Die belgische Pianistin Anaïs Tuerlinckx zupfte und strich mit Fingern, Hand, Arm, Tuch, Geigenbogen und Küchenquirl die Saiten ihres Instruments. Immer wieder legte sie Metallstücke, silberne Teller, Bälle und vieles mehr auf die Saiten, um die Klänge zu modifizieren.
Die Künstlerinnen spielen seit 2012 als Duo. Für eine Sonderausgabe der Sendung "entartet" live aus dem Ulmer Stadthaus entwickelte das Duo diese radiophone Komposition, die parallel bei Radio free FM ausgestrahlt wurde. Als die Sendezeit um war, hörte Tuerlinckx einfach auf, und Ermke zog die Lautstärkeregler auf Null."

Aus der Kritik zur Uraufführung von Gottfried Lothar | SÜDWEST PRESSE vom Mittwoch, 07.09.2022, Seite 21 / ULMER KULTURSPIEGEL

 

Eine Aufnahme der Arbeit vom 04.09.2022 ist als Netlabel-Release beim schottischen Label scatterArchive von Liam Stefani bei Bandcamp mit dem schlichten Titel Stadthaus Ulm veröffentlicht: https://scatterarchive.bandcamp.com/album/stadthaus-ulm

 

"Die beiden Wahlberlinerinnen Andrea Ermke und Anaïs Tuerlinckx arbeiten seit nunmehr einem runden Jahrzehnt zusammen. Diese schlicht »Stadthaus Ulm« betitelte Veröffentlichung auf dem schottischen Label scatter ist das Dokument einer radiophonischen Improvisation für den örtlichen Sender Radio Free FM. Im Verlauf einer knappen Stunde beweisen die beiden, wie eingespielt sie über die Zeit geworden sind: Langsam und bedächtig entwickeln sie mittels gefundener Klänge und Objekte sowie einem präparierten Klavier aufreibende Dynamiken."
Besprechung im field-notes Blog von Kristoffer Cornils | Releases des Monats November 2022

 

Andrea Ermke lebt und arbeitet als Musikerin in Berlin. Hier gehört sie seit den 1990er Jahren zum Kern dessen, was in Berlin Echtzeitmusik genannt wird und arbeitet mit mit Mini-Discs, Field-Recordings und ehemaligen Samples. Sie ist Mitglied diverser Bands, wie Sink (mit Chris Abrahmas, Arthur Rother und Marcello Busato), Tree (mit Burkhard Beins und Chris Abrahams) und Hianadara (mit Anaïs Tuerlinckx, Andrew Lafkas und Iganz Schick).

Die aus Brüssel stammende Pianistin Anaïs Tuerlinckx zog 2008 nach Berlin und ist seitdem Teil der lebendigen und vielseitigen berlinischen Musikszene, die sich der Improvisation widmet. In Ihrer Arbeit erforscht Anaïs Tuerlinckx das Innenklavier. Sie neigt zu einer eher körperlichen und ausladenden Spielweise, ihre Auftritte zeichnen sich durch Noise und harsche Sounds aus, suchen aber auch die eher elegisch-luftigen und weiten Räume. Mit ihrem Klavieraktivismus engagiert sie sich gerne auch außerhalb des Konzertsaals im öffentlichen Raum. Als Musikpädagogin unterrichtet Anaïs Tuerlinckx Improvisation an einer Musikschule.

Seit Sommer 1995 sendet entartet auf Radio free FM. entartet beschäftigt sich mit gewöhnlichen und ungewöhnlichen Tönen.

Das Konzert fand im Rahmen des Projekts Radikal Lokal von Radio free FM statt und wurde Gefördert im Impulsprogramm Kultur trotz Corona des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und durch die Jugendstiftung.

Foto: Andrea Ermke & Anaïs Tuerlinckx am 04.09.2022 im Stadthaus-Ulm | Matija Kasalo

"Message Failed To Send" - Eine radiophone Komposition von THEA SOTI

Flyer Thea Soti

Im Auftrag der Redakton entartet entwickelte die multidisziplinäre Künstlerin Thea Soti die radiophone Komposition "Message Failed To Send". Diese untersucht, inspiriert vom Austausch privater Nachrichten mit einer Freundin und aufbauend auf einem Fundament aus Samples, die aus Sprachnachrichten an Thea Soti aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis und kurzen Interviews stammen, den Zusammenhang zwischen Intimität und moderner Interaktion durch soziale Medien, Chats und Instant Messaging. Im Mittelpunkt stehen dabei die Beziehungen zwischen Privatem und Öffentlichem, physischer und virtueller Präsenz, Interaktivität, Zusammengehörigkeit, Uneinigkeit, Selbst, Umwelt und moderner Technologie. Die Uraufführung des Radiostücks "Message Failed To Send" fand am Sonntag, den 12. Dezember 2021, von 21 bis 22 Uhr im Rahmen einer extralangen Sondersendung von entartet live im Jazzkeller Sauschdall statt.

 

"... Wie nah kann man sich im Internet kommen, wie werden virtuelle Beziehungen gelebt und wann beginnt man sich in den Untiefen des Social Media einsam gemeinsam zu verlieren? Thea Soti begab sich mit ihrer Komposition souverän zwischen die Schnittstellen von experimenteller Vokalkunst, Elektronik und Noise.
Spannend wie sie allein mit einem Mikrofon, ihrem Rechner und einem Controller im Gewölbe einen Sound-Kosmos ausbreitete. Durch Filter gejagte Stimmen und multiplizierte Vokallinien, Text-Collagen und Verdichtungen, ein Tasten über dunkle Flächen und ins pulsierende Licht – immer auf der Suche nach dem Herzschlag der digitalen Welt, die uns so freundlich umarmen will. Bisweilen war das schmerzhaft intensiv und schonungslos radikal, Thea Soti ist aber auch Songwriterin und kann Melodie. So durchlebten die 2G-plus-Geprüften im Sauschdall ein 1a Konzert, dass zum Ende hin mächtig Fahrt aufnahm und mit hintersinnigem Humor auftrumpfte."
Aus der Kritik zur Uraufführung von Udo Eberl | S.21 ULMER KULTURSPIEGEL | Südwestpresse vom Dienstag, 14. Dezember 2021

 

Thea Soti (HU / SRB), geboren in Subotica, der zweitgrößten Stadt der Vojvodina und nach Beginn der Jugoslawienkriege in Ungarn aufgewachsen, studierte Gesang und Komposition in Hannover, Köln und Luzern und lebt derzeit in Berlin. Sie arbeitet mit experimenteller Vokalmusik, elektronischem Sound, Installation, textbasierten Medien und Videokunst und bewegt sich damit an der Schnittstelle von aktueller Musik, Creative Jazz, Performancekunst und Improvisation.

In ihren Soloarbeiten verwendet Thea Soti digital bearbeiteten Sound, menschliche Stimme und Lyrik in verschiedenen Formaten. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Erforschung der menschlichen Stimme als Instrument und der Kombination von Improvisationsstrukturen, elektroakustischer Komposition und performativ-installativen Setups. In ihrem musikalischen Werk erforscht sie mittels der Dekonstruktion konventioneller Songstrukturen durch Abstraktion von Klang und Text die Grenzen von Sprache, Noise, elektronischem Klang und avantgardistischer Poesie. Ihre provokative Art, mit Worten, Melodien und Lärm umzugehen, öffnet dabei den Horizont für musikalische Abenteuer. Dem Konzept folgend, Musik, theatralische und visuelle Elemente in ein Gesamtkunstwerk zu bringen gehen Thea Sotis Stücke weit über das auditive Erlebnis hinaus, erforschen Orte und Bewegung und schaffen so dynamische Räume. Oft reflektiert Thea Soti in ihren Arbeiten aktuelle gesellschaftspolitische Themen wie Eskapismus, non- binäre Identitäten, Schönheitsmythen oder kollektive Angst.

Thea Soti ist Gründungsmitglied des europäischen Komponist*innenkolektivs SUNG SOUND, Teil des Künstler*innenkollektivs fx.LAB und Co-Kuratorin der experimentalmusikalischen Reihe STIMMUNGEN im Kölner Loft. Sie tourte international von New York über Paris, Kopenhagen, London, Budapest, Belgrad, Moskau und Marrakesch bis Tokio und wurde als Artist-in-Residence zu Sonoscopia, Porto, JAZZAJ/BMC Budapest, ans Balassi Institut, Brüssel und in die Cité des Arts, Paris, eingeladen.

Gefördert und ermöglicht wurden Thea Sotis Arbeit "Message Failed To Send" und ihre Aufführung im Jazzkeller Sauschdall durch die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit Mitteln aus dem Programm NEUSTART KULTUR und die freundliche Unterstzüzung der Kulturabteilung der Stadt Ulm

Links:

Thea Soti live im Jazzkeller Sauschdall
Thea Soti live im Jazzkeller Sauschdall
Thea Soti live im Jazzkeller Sauschdall
Die Redaktion entartet live im Jazzkeller Sauschdall

GERALD FIEBIG - Passagen. Werk für Walter Benjamin

[Am 30.08.2020 live @ Stadthaus Ulm + Radio free FM, am 20.09.2020 @ Radiofabrik Salzburg]

Nachstehende Besprechung von Rigobert Dittmann erscheint in Bad Alchemy 108

Eine radiophone Komposition, zum 80. Todestag von Walter Benjamin (1892-1940) in Auftrag gegeben für die Sendung "Entartet" von Christian Clement (ein Name, der bei Würzburgern Erinnerungen weckt an die 80er und ans alte AKW – ja, so klein ist die Welt).

Gerald Fiebig seinerseits ist eine eingeführte Marke, in Augsburg als Leiter des Kulturhauses Abraxas, als Macher von Gedichten (..."nach dem nachkrieg", 2017, "motörhead klopstöck", 2020) und von Radiostücken, durch Attenuation Circuit und bei Bad Alchemy durch zuletzt "Gasworks". Mit Hommagen an Luc Ferrari und Alvin Lucier verriet er etwas von seinen klangweltlichen Präferenzen, mit "Akustisches Denkmal für Walter Klingenbeck" (über einen vom NS-Regime ermordeten, 19-jährigen Widerstandskämpfer) oder "Wien 12.02.1934" (über das Niederkämpfen der österreichischen Sozialdemokratie durch die Austrofaschisten) positionierte er sich engagiert.

Bestärkt durch 'Exploding the atmosphere: Realizing the revolutionary potential of "the last street song"', Bruce Russells Beitrag zu "Reverberations – The Philosophy, Aesthetics and Politics of Noise", findet Fiebig in Benjamin die Gestalt, die ästhetische Fragen (Der Sürrealismus, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit...) besonders dia-gnostisch verknüpft hat mit ethischen (Über den Begriff der Geschichte, Theologisch-politisches Fragment...). Benjamin hat in sich mit seinen Denkbildern und kleinen Kunst-Stücken (Berliner Kindheit um neunzehnhundert, der Gestalt des Flaneurs, des erfahrungsarmen Nachkriegsbarbaren...) ja quasi Das abenteuerliche Herz und Der Arbeiter von Ernst Jünger mit Ernst Blochs Spuren und Erbschaft dieser Zeit vermittelt.

Fiebig liest Zitate aus den genannten, für Benjamin grundlegenden Texten, und Sätze aus dem "Passagen"-Fragment. Er lässt Benjamins Engel im Windkanal der Geschichte sich vergeblich gegen den Sturm stemmen, der vom Paradies her weht und eine Spur der Verwüstung zieht. Wo der Zug der Weltgeschichte in die falsche Richtung rast, wird der Griff nach der Notbremse zum revolutionären Akt und Leitmotiv. Fiebig stellt die Hörer dabei in Wind und Regen und mit Benjamin in eine Zeit, in der das Telefon noch als Alarmsignal klingelte oder dem Vater als Ventil für Donnerworte taugte, während er selber zum Hörer griff, um gebannt einer fremden Stimme zu gehorchen.

U-Bahn-Lärm und Noise zerren an den Nerven. Poes 'Man in the Crowd', dessen abrupte, fieberhafte Bewegungen die Maschinerie imitieren, die auch der Konjunktur und den Waren ihre Stöße versetzt, korrespondiert zu Fiebig'scher Bedröhnung mit dem entschleunigten Drogenrausch, dem sich der Baudelaire'sche Flaneur in Paris überlässt, und mit den Opfern der urbanen Berauschung, die Friedrich Engels im Gewühl von London registrierte. Der Lärmzug nimmt Fahrt auf für das Geprickel von Zitaten als unterbrochenem Zusammenhang und herausgeschlagener, vervielfältigter Überlieferung, eingedreht in Loops, als Cut-up montiert in ein musikalisches Potpourri mit Weimarkolorit.

Und mittendrin steht der in einem Kraftfeldzerstörender Ströme und den Erschütterungen der Warenwirtschaft zerrüttete Mensch, der ein paar Schraubendrehungen der Geschichte weiter, noch bequemer geworden als Benjamins 'Etui-Mensch', vom erträumten Ruin der Bourgeoisie und einer Veränderung der Eigentumsverhältnisse nichts mehr weiß. Der 'destruktive Charakter' ist von Benjamins nihilistisch-surrealistischem Wegbereiter und revolutionärem Umwälzer zum bloß noch reaktionären Hosenscheißer mutiert. Eine Blockflöte schreit erbärmlich, der Reistopf brodelt, kein Volk, kein Aas hört die Signale, die Klampfe ist verstimmt, kein Gassenhauer hat mehr verborgene Kräfte. Kein Wunder, dass ich Die Ordnung des Profanen hat sich aufzurichten an der Idee "des Clubs" höre, wenn Fiebig von Benjamins Idee des Glücks rappt. Denn der Feind hat zu siegen nicht aufgehört, und die Lokomotive rast ungebremst weiter. Entsprechend schrill der Alarm, um den katastrophalen Flow zu unterbrechen, damit es nicht ewig so weitergeht, barbarisch über die hinweg, die am Boden liegen.

Links:

 

Passagen. Werk für Walter Benjamin - 25 Jahre free FM und 25 Jahre entartet

25 Jahre free FM heißt auch 25 Jahre entartet. Auf Einladung der Redaktion entartet anlässlich des 25-jährigen Sender- und Sendungsjubiläums entwickelte der Augsburger Tonkünstler Gerald Fiebig die radiophone Komposition Passagen. Werk für Walter Benjamin.

Gerald Fiebig arbeitet seit vielen Jahren in den Bereichen Audiokunst und elektroakustische Improvisation. Er produzierte bereits für den WDR, Deutschlandradio Kultur, BR 2, ORF und andere Sender Audio-Kunstwerke, jedoch war der Auftritt zum 25-jährigen Sender- und Sendungsjubiläum im Stadthaus-Ulm für ihn das erste Mal, dass seine Arbeit hybrid aufgeführt – sprich während der Aufführung vor Publikum gleichzeitig live im Radio übertragen – wurde. Das Konzert wurde am 30.08.2020 ab 21.00 Uhr live aus dem Stadthaus-Ulm im Rahmen einer Sondersendung von entartet auf Radio free FM übertragen. Die radiophone Arbeit gibt es in unserem Podcast zum nachhören und downloaden.

Das Stück Passagen. Werk für Walter Benjamin wurde als hybride Arbeit speziell für diese Jubiläumssendung entwickelt und erinnert anlässlich seines 80. Todestags an Walter Benjamin – scharfsinniger Kulturtheoretiker und virtuoser Prosaautor, polemischer Literaturkritiker und visionärer Geschichtsphilosoph, messianischer Kommunist und antifaschistischer Kämpfer und nicht zuletzt medienbewusster Radiomacher. Das Stück verwebt Zitate aus Benjamins Schriften mit unterschiedlichen Klang-Szenen. Gerald Fiebig hat sich in verschiedenen Texten immer wieder auf Walter Benjamin bezogen, aber noch nie in einer akustischen Arbeit. Die Bezüge, die er in diesem Stück zwischen Benjamins Texten und seinen Sounds herstellt, sind teilweise inspiriert von dem Aufsatz Exploding the Atmosphere: Realizing the Revolutionary Potential of ‚the Last Street Song', in dem der neuseeländische Noise-Musiker Bruce Russell experimentelle Sound-Praxis mit Bezug auf Benjamin und die Situationistische Internationale in einen politischen Kontext stellt.

Außer dem Passagen-Werk (v.a. dem Konvolut N) werden u.a. folgende Texte Walter Benjamins zitiert:

  • Über den Begriff der Geschichte
  • Das Telefon (aus der Berliner Kindheit um Neunzehnhundert)
  • Der Flaneur
  • Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit
  • Was ist das epische Theater?
  • Erfahrung und Armut
  • Der Sürrealismus. Die letzte Momentaufnahme der europäischen Intelligenz
  • Theologisch-politisches Fragment

Links:
Gerald Fiebig Homepage

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Sendezeit

Sonntags 22.00 – 23.00 Uhr

Redaktion

Christian Clement
Florian Wieland

7 Tage plus

So., 17.03. | 22.00 - 23.00 Uhr