Das Leben ist zu kurz
für eintönige Musik.

Platte der Woche

Coverbild: 
KW14 03.04. - 09.04.2023

Flower Hans

Artist: 
Hans Nieswandt
Erschienen: 
17.03.2023
Label: 
Connecting Time Records

Hans Nieswandt ist zurück mit einem Album, bei dem er seine Lieblingsschätze aus der Hippiezeit in Disco/House-Format präsentiert.

Hans Nieswandt hegt seit langem eine spezielle Vorliebe für die „heimlichen Hits der Hippie-Ära“, wie er sie nennt. Für seine legendären DJ Sets hat der Mitgründer von Whirlpool Productions („From Disco To Disco“) und Holger-Czukay-Preisträger schon oft Disco-Edits von seinen Lieblings-Hippie-Stücken angefertigt. Weil es aber de facto undenkbar war, diese auch offiziell zu veröffentlichen, hat er nun stattdessen Coverversionen mit befreundeten Musiker*innen eingespielt. Noch aus seiner Zeit als Chef des Folkwang Instituts für Pop-Musik kannte er tolle Sänger:innen wie Melissa MutherIsabelle Pabst und Dominik Otremba. Oder Cracks wie den Schlagzeuger Lukas “Opek” Joachim, Keyboarder Ozan Tekin und Sänger/ Gitarrist Dennis Kresin. Zusammen mit dem befreundeten Bassisten Aram Sinnreich (New York) wurde aus dieser Versammlung so etwas wie eine virtuelle Band, die sich zwar nie leibhaftig im Studio gesehen hat, aber nichtsdestotrotz wie aus einem Guss auf den meisten Songs aufspielt. Außerdem holte Hans einen seiner Lieblingssänger mit an Bord: Kenji Kitahama (Friedrich Sunlight), der aktuell in Glasgow lebt und ursprünglich aus Kalifornien stammt. Nach seinem Umzug nach Seoul lernte Hans direkt weitere Künstler:innen kennen und spannte sie für sein Album ein: die Sängerin ABOPF (A Bird Of Paradise Flower) und den Elektroniker Hojin Lee. Diese sind auf der zweiten Single-Auskopplung „Friends & Lovers“ zu hören, dem Opener von „Flower Hans“, im Original von John Koerner & Willie Murphy.

Die Kern-Fantasie für dieses Album war: Wie hätte es sich wohl angehört, wenn die Hippies damals schon Disco gemacht hätten? Die Antwort: supergut natürlich, nur mit etwas anderen Texten und Akkorden als normal! Nieswandt war es dabei wichtig, nicht auf die Bekanntheit der Originale zu setzen und die vertrauten Hits zu covern. Stattdessen entschied er sich für eher selten gehörte Stücke von Bands wie The Youngbloods (‚Ride The Wind‘) oder Fairport Convention („Tale In Hard Time“), die ihn schon lange begleiten.  Andere Originale stammen von Leuten wie Hirth Martinez (‚Big Bright Street‘), Kevin Ayers („Song For Insane Times“), Lal Waterson (‚Never The Same‘ und Bobbie Gentry ( ‚I Saw An Angel Die‘). Mit seinen Hippie-Disco-Versionen bekundet Hans somit nicht nur seine Liebe zu den Originalen, sondern führt sie auch auf elegante Art in die Gegenwart und macht sie für die Tanzflächen der Clubs von heute kompatibel.

 

Frühere Platten der Woche